Betula pendula - Hänge-Birke

 
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Betreff:

Betula pendula - Hänge-Birke

 · 
Gepostet: 31.01.2014 - 07:44 Uhr  ·  #1
Betula pendula - Hänge-Birke

Andere Namen: Sand-Birke, Weiß-Birke, Warzen-Birke.

Familie: Betulaceae (Birkengewächse)

Gattung: Betula (Birken)

Herkunft:
Hauptsächlich findet man sie in borealen Nadelmischwäldern Sibiriens und Skandinaviens. Sie kommt aber in ganz Europa vor. Ausnahme hier ist Nordskandinavien. Auch in Nordamerika und Asien ist sie zu finden. In den Südalpen erklimmt sie Höhen von 1700 Metern.

Verbreitung:
Die Hänge-Birke ist eine wichtige Pionierbaumart, bevölkert Brachflächen die durch Feuer, Sturm oder Kahlschlag entstanden sind. Später wird sie jedoch wieder durch konkurenzstabilere Baumarten verdrängt. Daher weicht sie sehr häufig auf saure Böden aus und ist selbst in Moorgebieten zu finden.
In Rußland oder Skandinavien hat die Hänge- oder Sandbirke den selben Stellenwert wie Linde oder Eiche hierzulande. Aber auch sie ist häufig in unseren Wäldern zu finden. Überall gilt sie als Pionierbaumart die wenig Ansprüche an den Boden stellt.

Habitus:
Sie ist ein sommergrüner Laubbaum mit schlankem Wuchs. Besonders ihr Frühjahrsgrün ist herrlich anzusehen. Hinzu kommt der schöne weisse Stamm. Normalerweise wird sie 15 - 25 Meter hoch, bei idealen Bedingungen auch schon mal 30. Dabei kann sie einen maximalen Stammdurchmesser von ca. 0,80 cm erreichen. Die Äste stehen spitzwinklig ab, die äusseren Zweigenden hängen leicht nach unten.

Alter: Ihr Höchstalter liegt bei 150 Jahren.

Borke/Rinde:
Jungbäume haben eine fast durchgehende weisse Rinde, die im Alter am Stammfuß grob, rauhrissig und schwarz wird. Ihre weisse Rinde ist zum Schutz gegen zu starke Sonneneinstrahlung, die Rindenschäden hervorrufen könnten. Sie entsteht durch einen in ihr eingelagerten Wirkstoff namens "Betulin."

Wurzelwerk:
Die Hänge-Birke ist Herzwurzler, dringt allerdings nicht sehr tief ins Erdreich ein. Trotzdem bildet Betula pendula ein kompaktes Wurzelsystem aus, dass sie vor Windwurf schützt.

Blätter:
Ihre Blätter stehen wechselständig an den Zweigen. Sie sind gestielt und ca. 4 - 6 cm lang. Die Form der Blätter ist rautenartig mit einer langgezogenen Spitze.

Blüte/Frucht/Fruchtbildung:
Betula pendula ist getrenntgeschlechtig (monözisch), männliche und weibliche kätzchenförmige, hängende Zäpfchen sind getrennt wachsend an einem Baum. Sie blühen von April bis Mai. Die Samenreife ist von August bis September. Der Same ist nur bis 3 mm groß und leicht und wird daher vom Wind sehr weit verbreitet. Abgestoßener Same keimt bei ausreichender Feuchtigkeit fast sofort. Birkensamen zu sammeln ist sehr leicht. Ebenfalls die Aussaat und Keimung derselben. Die Keimlinge verlangen nach viel Licht und ausreichender Feuchtigkeit. Trotzdem meiden sie übernässte Gebiete, gedeihen besser auf trockenen Standorten.

Standortansprüche/Vergesellschaftungen:
Mit Kiefern findet man sie kaum vergesellschaftet, mit Eichen jedoch bildet sie gerne Mischwälder. Auf extrem nassem Untergrund wird sie durch die Moorbirke ersetzt. Große Hitze verträgt sie nicht, ebensowenig starken Dauerfrost. Da sie sehr früh austreibt ist sie an kurze Vegitationsperioden angepasst. Im Konkurenzkampf verpeitschen Birken mit ihrem Astwerk die anderen Bäume und entlauben diese teilweise sogar. So rauben ihnen diese Licht.

Holz/Verwendung:
Das Holz der Hänge-Birke ist weiss, im Alter manchmal bis zum schwach gelblichen Rot gehend. Es ist mittelschwer bis schwer und nicht leicht spaltbar. Hauptsächlich findet es im Innenbau Verwendung, da es wenig witterungsbeständig ist. Auch Möbel werden gern aus ihm gefertigt. Als Brenn- und Kaminholz ist es ganz ausgezeichnet. Man verwendet es häufig auch für Span-, Sperrholz- und Faserplatten, auch zur Zellstoffgewinnung ist es geeignet. Es ist elastisch und zäh und gut zu verarbeiten. Dank seines hohen Terpenanteils brennt es sogar im frischen, ungetrocknetem Zustand. Aus seinem Reisig lassen sich ausgezeichnete Besen binden.

Medizinische Verwendung:
Blätter, Knospen und Rinde werden in der Naturheilkunde genutzt. Im Frühjahr kann man die Birke anzapfen und aus ihr Birkenwasser gewinnen. Aus diesem lässt sich sogar Wein herstellen. Aus ihrer Rinde gewinnt man Birkenteer. Er dient als Mittel gegen Hautkrankheiten und zur Behandlung und Gerbung von Juchtenleder. Destilliert man den Teer weiter, entsteht daraus Birkenpech, welches bis ins Mittelalter hinein als Klebstoff diente. Die Terpene die Birkenrinde so reichlich enthält, wirken entzüdnungs- und tumorhemmend. Tees aus Birkenblättern sollen gegen verschiedenste Nieren- und Blasenerkrankungen helfen.
Teere aus Rinden- und Birkensaft haben eine blutreinigende Wirkung, sie werden bei Arthritis, Cholesterinüberschuss und Gicht verwendet. Birkenwasser hilft bei Haut- und Haarproblemen. Rindensaft und Teer bei Rheuma, Transpiration und bei Ödemen. Dabei sind keine Nebenwirkungen bekannt.

Vermehrung:
Hänge-Birken sind nur genervativ zu vermehren, pro Blütenkätzchen entwickeln sich gut 400 Samen die vom Wind getragen weit entfernt keimen können. Birken werden sehr früh fortpflanzungsfähig, manchmal schon nach 5 Jahren.

Wissenswertes:
Die Birke, egal ob Hänge- oder Moorbirke ist Heimat für viele wirbellose Tierarten. Etwa 500 Arten sind auf sie spezialisiert. Dazu gehören größtenteils Schmetterlings- und Käfersorten.

Allgemeine Anzuchtsanleitung:
Baumsamen, zumindest solcher von Arten der gemäßigten Breiten, tragen keimhemmende Stoffe in sich, die es abzubauen gilt. Dieses Abbauen wird stratifizieren genannt. Der Samen kommt dabei für eine bestimmte Zeit (von Baumart zu Baumart verschieden) bei einer Temperatur von 2-4 Grad in den Kühlschrank. Hinterher sollte man den Samen bei Zimmertemperatur im Wasserbad für 24 Stunden vorquellen lassen. Der Same bedarf zur Keimung eines bestimmten Wassergehalts.

Dann wird der Same in Kokosfaser oder in Anzuchtserde ausgesät und je nach Baumart mehr oder weniger mit Erde bedeckt. Hier kann eine Faustregel angewendet werden. Ein 5 mm großer Same kommt 5 mm unter die Erde. Es gibt auch hier Ausnahmen, wenn auch nicht viele.

Das Erdreich des Anzuchtgefäßes muss nach der Aussaat immer feucht gehalten werden, nass sollte es aber nicht sein, sonst tritt Schimmel auf.

Für Birken:
Temperaturen von -10 Grad wirken keimfördernd. Vor der Aussaat den Samen 24 Stunden in zimmerwarmes Wasser geben. Leicht bis gar nicht mit Erde bedecken. Der Samen keimt in wenigen Tagen.


Quellen: Stichpunkte bei wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4nge-Birke
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