Dachwurze

 
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Dachwurze

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Gepostet: 20.08.2012 - 11:02 Uhr  ·  #1


Teil I: Überlebenskünstler auf nacktem Fels

Wörtlich übersetzt bedeutet der Gattungsname Sempervivum “immerlebend”. Die sprichwörtliche Robustheit dieser Steingartenpflanzen ist nicht übertrieben. Aber so gering ihre Ansprüche auch sein mögen - ihre volle Pracht zeigen die Hungerkünstler nur, wenn man ein paar einfache Regeln befolgt.

Wasser muss fließen

Dachwurze sind Bergpflanzen, die mit 30 Arten in den Gebirgen Europas, Alpen, Pyrenäen und Kaukasus, und dem Atlasgebirge Afrikas zu Hause sind. Zwischen den kargen Steinen des Hochgebirges kann Wasser rasch ablaufen. Entsprechend vertragen die Pflanzen Trockenheit sehr gut, können Dauernässe jedoch nicht überleben. Um im Garten ähnliche Verhältnisse zu schaffen, muss für eine gute Drainage gesorgt sein. Normale Einheitserde oder unkrautfreie Komposterde sind als Basis gut geeignet. Zwei Teilen Erde werden je ein Teil Sand und Splitt zugefügt. Als Faustregel gilt: Lässt sich das Substrat nass zu einer Wurst formen, ist es zu erdig. Es muss zerbröckeln. Bewährt hat sich, die Oberfläche mit ein bis zwei Zentimetern Splitt abzudecken. Auf diese Art kommt weniger Unkraut durch, die Kulturen vermoosen nicht und der Pflanzenhals bleibt trocken. Gegossen werden müssen die Pflanzen nur bei anhaltender Trockenheit.

Das richtige Futter

Die Pflanzen können mit sehr geringen Nährstoffmengen überleben. Ihre schönste Blattfärbung zeigen sie jedoch nur bei ausreichender Versorgung. Allerdings ist etwas Fingerspitzengefühl erforderlich: Bei zu großem Düngerangebot verblassen die Blätter wieder. Sie werden unnatürlich groß, wirken aufgedunsen und schwammig. Die sonst so robusten Pflanzen werden anfällig für Krankheiten und haben oft keine Chance, den Winter zu überleben. Beim Setzen sollten der Erde etwas Hornspäne zugegeben werden. Die ersten zwei bis drei Jahre wachsen ausgepflanzte Dachwurze meist gut. Danach reicht eine geringe Gabe Hornspäne im Frühjahr vollkommen aus.

Kindel am Stiel

Donnerwurze, wie sie auch genannt werden, gehören zu den Dickblattgewächsen (Crassulaceae). Wie der Pfennigbaum speichern sie in ihren sukkulenten Blättern Wasser. Die Blätter stehen in immergrünen Rosetten, die einen halben bis 15 Zentimeter Durchmesser erreichen. Ihre Farbe reicht von hellgrün bis zu dunkelstem Rot, auch silbrige oder bräunliche Töne sind möglich. Häufig sind die Blätter mehrfarbig. Dachwurze vertragen Hitze und Kälte, gedeihen in der prallen Sonne und oft auch im Halbschatten. Die Größe der Blätter und ihre Färbung ist stark abhängig vom Standort und der Jahreszeit. Die stärkste Färbung zeigen die meisten im Frühsommer. Die Abkömmlinge von Sempervivum arachnoideum wirken wie mit feinen Gespinsten überzogen. Die attraktive, weiße Behaarung bietet den Pflanzen zusätzlichen Verdunstungsschutz.
Im Sommer schicken Wurze zahlreiche Stiele aus, die man als Stolone bezeichnet. An ihrer Spitze sitzt jeweils eine Tochterrosette. So bilden die Pflanzen breite Kissen. Die Ableger lassen sich problemlos abnehmen. Legt man sie an anderer Stelle wieder auf die Erde, wurzeln sie rasch an.

Tödliche Schönheit

Von Juni bis August zeigen Dachwurze, dass nicht nur ihre Blätter reizvoll sind. Schon im Frühling beginnen manche Rosetten, sich zu strecken. Die Blüten, die sich schließlich an der Spitze der bis zu 40 Zentimeter hohen Blütenstände in Trugdolden öffnen, tragen acht bis zehn rosafarbene, seltener gelbe oder weiße Blütenblätter. Die nah verwandte Gattung Jovibarba dagegen hat fünf bis sieben Blütenblätter. Die Blüten sind vormännlich, zunächst reift also der Pollen. Da die Stempel erst mit einigen Tagen Verspätung soweit sind, wird Selbstbestäubung verhindert. Eine einzelne Rosette blüht zwei bis drei Wochen lang. Wenn die Samenbildung abgeschlossen ist, stirbt die Rosette ab, man sagt, die Pflanzen sind monocarp. Die Tochterrosetten jedoch überleben. Daher empfiehlt es sich, möglichst Töpfchen mit mehreren Rosetten zu kaufen, damit die Sorte nicht nach der ersten Blüte wieder aus dem Bestand verschwindet.

Wenn man die wenigen Regeln beachtet, kann man jahrelang Freude an den pflegeleichten Schönheiten haben. Was mit ein paar Einzelpflanzen aus dem Baumarkt beginnt, kann sich rasch zu einer wahren Leidenschaft auswachsen. Eine riesige Vielfalt an Farben und Wuchsformen wartet, und wer den Semperviven einmal verfallen ist, den lassen sie so schnell nicht mehr los. -rh-




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