Trauermücken und ihre Bekämpfung

 
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Trauermücken und ihre Bekämpfung

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Gepostet: 01.05.2011 - 19:25 Uhr  ·  #1
Trauermücken, Bradysia paupera

Trauermücken (TM) sind ca. 1-3 mm große, fliegende Schädlinge. Die Weibchen legen ihre Eier auf feuchtes Substrat organischen Ursprungs ab. Aus den Eiern schlüpfen innerhalb weniger Tage die Larven, die sich in den nächsten 3 Wochen zu adulten, flugfähigen Tieren entwickeln. Die Trauermücke (Bradysia paupera) wird häufig mit der Fruchtfliege (Drosophila spp.) verwechselt. Zur leichten Unterscheidung: Fruchtfliegen sind rotbraun, mit einem dicken Hinterleib. Sie legen ihre Eier auf faulendem Obst ab. Trauermücken sind schwarz, schlank und fliegen im Zickzack, während Fruchtfliegen geradlinig und schwerfällig fliegen.


Schadbild

Die Schädigung von Pflanzen durch Trauermücken entsteht während des Larvenstadiums. In dieser Zeit ernähren sich die Tiere von totem Zellmaterial in der Erde, aber auch von feinen Wurzeln. Besonders gefährdet sind Keimlinge und Stecklinge, die beim Verlust der Wurzeln eingehen können. Die Schädigung der Wurzeln begünstigt außerdem das Eindringen von Bakterien in die Pflanze, was bei dauerhaft feuchtem Substrat auch für ältere Pflanze tödlich sein kann. Erwachsene Tiere richten zwar keinen Schaden an Pflanzen an, können in Wohnräumen jedoch äußerst störend sein.


Vorbeugung und Bekämpfung

Trauermücken werden über die Erde von neuen Pflanzen eingeschleppt oder verirren sich auch mal durch offene Fenster in die Wohnungen. Fast immer schleppt man TMs im Herbst ein, wenn man Kübelpflanzen zum Überwintern reinholt. Auch Kräutertöpfe, die man in Supermärkten kauft, sind häufig voll mit TM-Larven.

1. anorganisches Substrat
Die Trauermücken können sich in reiner Hydrokultur, Seramis, Kies oder Sand nicht vermehren. Seramis hat sich zur Kultur verschiedenster Zimmerpflanzen bewährt, allerdings müssen die Pflanzen weitgehend frei von Erde sein. Es reicht nicht, nur die oberen paar cm mit Seramis zu bedecken, da TMs unter die Kügelchen kriechen um so trotzdem Eier abzulegen.
Vorteile: Optisch ansprechend. Substrate sehr durchlässig, Gießfehler werden eher toleriert. Pflanzen in anorganischem Substrat sind vor TMs sicher, wenn nicht zu viel abgestorbenes Wurzelmaterial im Substrat liegt.
Nachteile: Seramis oder Hydro sind verhältnismäßig teure Systeme. Nicht alle Pflanzen gedeihen gleich gut darin. Düngergaben müssen regelmäßiger erfolgen, da anorganische Substrate nicht vorgedüngt sind. Reste von organischem Material (tote Wurzeln, abgefallene Blätter) müssen entfernt werden und dürfen nicht im Topf verrotten.

2. Sand
Die Erde kann mit feinem (1-2 mm Körnung) Quarzsand (kein Vogelsand, der enthält Kalk und ist für viele Pflanzen unverträglich) bedeckt werden, und zwar so, dass von der Blumenerde nichts mehr zu sehen ist.
Vorteile: Pflanzen müssen nicht umgetopft werden
Nachteile: Die Sandschicht muss nach jedem Gießen wiederhergestellt werden. Bei großen Abzugslöchern können die TMs die Eier auch „von unten“ ablegen.

3. Gießen
Die Erde sollte vor den Wassergaben regelmäßig durchtrocknen. Das Gießen ausschließlich über den Untersetzer erschwert den TMs die Fortpflanzung zusätzlich.
Vorteile: Kostet nichts. Bis auf wenige Ausnahmen ist das für die meisten Pflanzen sowieso gesünder, vor der nächsten Wassergabe das Substrat durchtrocknen zu lassen.
Nachteile: Beim Gießen in der Untersetzer bzw. beim Tauchen muss das Restwasser, welches die Pflanze nach 30 min nicht vollgesaugt hat, ausgeschüttet werden. TMs lassen sich hierdurch nicht bekämpfen, die Vermehrung wird jedoch erschwert.

4. Gelbsticker/-tafeln
Es handelt sich hierbei um gelbe Plastikkarten, welche Trauermücken (und auch einige andere fliegende Schädlinge) optisch anlocken. Die Tafeln sind mit einem haltbaren, nicht trocknenden Leim überzogen, woran die Schädlinge kleben bleiben. Die Neudorff-Tafeln (http://www.neudorff.de/en/produkte/katalog/gelb-sticker.html) schnitten laut einem Test von Tropenland (http://www.tropenland.at/trp/c…icker-Test) am besten ab. Im Zimmergewächshaus und in der Nähe von Keimlingen sollte man immer vorsorglich Gelbtafeln anbringen.
Vorteile: günstige Eindämmung, Tafeln sind sehr lange haltbar, im Grunde bis der Sticker voll mit TMs ist. Gelbsticker eignen sich gut zur Befallskontrolle, um bei Sichten eines Befalls schnell reagieren zu können.
Nachteile: Die gelben TM-Friedhöfe sind nicht der ästhetische Hit. Es müssen viele Tafeln angebracht werden, pro Fensterbank mindestens eine. Der Leim klebt stark und ist schwer zu entfernen (Töpfe, Textilien usw.), Blätter von Pflanzen verkleben auch gerne an den Tafeln (vor allem Keimlinge!). TMs können mit Gelbtafeln nicht komplett vernichtet werden, da es immer einige Weibchen gibt, die ihre Eier ablegen, bevor sie die Tafeln anfliegen.

5. Mosquito-Lampe

Eine UV-Lampe, die Stechmücken und auch Trauermücken anzieht. An der Lampe verbrennen die Insekten sehr zuverlässig an den Spannungsdrähten. Preis ca. 20 €, verbraucht mit 4 Watt weniger als eine Zimmergewächshaus-Heizmatte.
Vorteile: Bei Bedarf kann man die Lampe ohne großen Aufwand pflanzennah aufhängen. Im Sommer ist es auch sehr praktisch auf Balkon/Terrasse gegen Moskitos.
Nachteile: Die verbrennenden Insekten riechen unangenehm, erinnert an verbrannte Haare. Muss nah an den Befallsstationen angebracht werden, für mehrere Räume werden mehrere Lampen benötigt. Eignet sich eher zur stetigen Bekämpfung der Mücken als zur völligen Vernichtung (ähnlich Gelbtafeln)

6. Feinstrümpfe
Man kann über die Töpfe Strümpfe ziehen und diese am Stammansatz mit einem Gummiband befestigen. So wird verhindert, dass die Weibchen zur Eiablage an die Erde rankommen. Die Strümpfe müssen natürlich engmaschig sein und dürfen keine Laufmaschen haben. Insektenschutzgitter geht übrigens nicht als Alternative, da können die TMs durchschlüpfen.
Vorteile: Wenn man alte Strümpfe nimmt, kostet es nichts.
Nachteile: Optisch naja. Gießen ist schwierig, am besten geht es, wenn man in den Untersetzer/Übertopf gießt von oben geht alles daneben. Wurzeln, die aus den Abzugslöchern rauswachsen verheddern sich im Netz.

7. chemische Bekämpfung

Mit Insektiziden, die den Pflanzen über das Gießwasser verabreicht werden, können die TM-Larven vernichtet werden. Die verwendeten Insektizide sind meist Thiacloprid oder Imidacloprid (diverse Produkte von Compo, Bayer usw.).
Vorteile: Die Insektizide hat man als Hobbygärtner meist daheim und können auch beim Befall gegen weitere Schädlinge (z.B. Woll-, Schild-, Blattläuse) verwendet werden.
Nachteile: Insektizide sind verhältnismäßig teuer und für den Gebrauch bei Gemüsepflanzen nicht geeignet. Für die Bekämpfung von TMs gibt es genügend biologische Alternativen, die man vorziehen sollte.

8. biologische Bekämpfung

Die biologische Bekämpfung richtet sich gegen das Larvenstadium der Trauermücken. Sie hält einige Monate an, bis die Nützlinge selber sterben. Falls danach ein erneuter TM-Befall auftreten sollte, muss eine erneute Behandlung erfolgen. Alle hier genannten Nützlinge sind artspezifisch wirksam (Larvenstadium von Mücken) und ungefährlich für Mensch und Tier. Zeitgleich sollte man die adulten Tiere mit Gelbtafeln, Moskitolampen o.ä. bekämpfen.
a) Nematoden: Steinernema feltiae
Hierbei handelt es sich um Insektenparasiten (Fadenwürmer), die in die TM-Larven eindringen. Die Würmer leben in Symbiose mit Bakterienstämmen, die Bakterien zersetzen die TM-Larven wovon sich wiederum die Nematoden ernähren. Kostenfaktor: rund 10 €, reicht locker für alle Zimmerpflanzen
Vorteile: Die wohl effektivste TM-Bekämpfung innerhalb kürzester Zeit.
Nachteile: Nematoden können nicht auf Vorrat gelagert werden. Innerhalb 1 Woche nach Erhalt müssen sie verwendet werden. Nach der Gießbehandlung mit Nematoden darf das Substrat einige Wochen nicht durchtrocknen, die Würmer wandern in der Erde auf der Suche nach Nahrung. Enger Temperaturbereich (15-25°C)
b) Bakterien: Bacillus thuringiensis

Die Bakterien werden von den Larven der Trauermücken gefressen. Von den Bakterien produzierte Toxine werden im Darm der TM-Larven freigesetzt und zersetzen die Larven. Handelsname Neudomück oder BioMükk. Kostenfaktor: rund 8 €, ausreichend für 10000 L Wasser
Vorteile: Im Gegensatz zu den Nematoden können die Bakterien auch in ausschließlich flüssigen Systemen (Teich, Vasen (z.B. Mangroventöpfe), Regentonne) verwendet werden. Wirken auch gegen Stechmückenlarven. Können auf Vorrat gelagert werden (kleines Behältnis) und sind leicht in der Anwendung (einige Tropfen ins Gießwasser).
Nachteile: Erde muss durchdringend gegossen werden, damit die Bakterien gleichmäßig verteilt werden. Meist sind weitere Anwendungen vonnöten.
c) Raubmilben: Hypoaspsis spp.

Die Milben werden im Torfsubstrat versendet, welches man auf den befallenen Substraten verteilen muss. Die Raubmilben ernähren sich von den Larven. Sind alle Larven vertilgt, können sie einige Wochen hungern. Kostenfaktor: ca. 15 € für 20 qm Substratoberfläche
Vorteile: Wirken auch gegen Springschwänze.
Nachteile: langsame jedoch längerfristige Bekämpfung.

Wie immer: Alles ohne Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Hier gehts zur Diskussion.


Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite
Hauptgärtner*in
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Betreff:

bekaempfung von Trauermuecken

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Gepostet: 26.06.2012 - 15:00 Uhr  ·  #2
hallo,
habe einen tipp was trauermuecken anbelangt und schon selber mit erfolg ausprobiert. den topf einfach 24 stunden in einen eimer UNTER wasser stellen. die trauermuecken und larven ertrinken. danach die pflanze gut abtropfen lassen und an ihren alten platz stellen. danach die pflanze laenger nicht giessen und weiterhin eher trocken halten. hatte vorher alles moeglich andere schon ausprobiert und ohne erfolg. seit dem bin ich die schaedlinge los!!!
schoenen tag noch
lg
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Pflanzenkrankheiten & Schädlinge

Worum geht es hier?
Krankheit oder Schädling? Braune Blätter, kleine Tiere, was tun?
Neben den verbreiteten Schädlingen wie Blattläuse, Spinnmilben, Wollläuse, Schmierläuse, Schildläuse, Thripse, Weiße Fliege und Trauermücken gibt es auch häufige Pilzerkrankungen wie echten und falschen Mehltau, Rost und Schimmel, die zu Flecken und Schäden an der Pflanze führen. Neben den chemischen Mitteln wie Insektizide und Fungizide gibt es auch oft gute Hausmittel zu Bekämpfung der Krankheiten oder Schädlinge. Ein optimaler Standort bezüglich Licht und Boden, die richtige Erde oder ein neues Substrat sowie regelmäßiges Düngen können eine Pflanze stärken und unanfälliger gegen Schädlingsbefall und Krankheiten machen.

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