Meditativer Besucher aus fernen Gefilden - Bambus

 
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Meditativer Besucher aus fernen Gefilden - Bambus

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Gepostet: 12.06.2012 - 18:30 Uhr  ·  #1


Zweifelsohne finden sich auch in Mitteleuropa immer mehr Gartenliebhaber, die sich den einen oder anderen exotischen Vertreter der Flora in ihren Gefilden wünschen. Um ein wenig Urlaubsflair in den heimischen Garten zu zaubern, werden weder Kosten noch Mühen gescheut. Angefangen von der Anschaffung bis hin zur aufwendigen und oft kostspieligen Überwinterung – den Möglichkeiten sind heutzutage kaum Grenzen gesetzt. Dabei gibt es Vertreter der Pflanzenwelt, die ganz ohne teure Zusatzheizung und enorme Anschaffungskosten fernöstliche Exotik in die Gärten zaubern und gleichzeitig für beinah meditative Ruhe sorgen: Bambus.
Auch Gärtner mit nur wenig Platz können den einen oder anderen Vertreter durchaus in ihrem Revier willkommen heißen.

Verlässlicher Freund

Schon seit Menschengedenken ist Bambus nicht nur aus asiatischen Gärten, sondern auch aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Wer je durch die Straßen Bangkoks oder Hongkongs spazierte, wird auch heutzutage überall die Gerüste aus gigantischen Bambusstangen entdecken, die selbst beim Bau höchster Gebäude zum Einsatz kommen. Auch als Baumaterial, zur Papierherstellung oder für die Fertigung von Booten findet er Verwendung. Bambus ist verlässlich, Bambus ist ein Freund des Menschen – sagt schon ältester asiatischer Volksmund.

Beeindruckende Vielfalt

Auch wenn Bambus bis zu 35 Meter hoch werden kann, wie beispielsweise der Riesenbambus (botanisch Dendrocalamus giganteus), der an einem Tag bis zu einen Meter wachsen kann, gehört das Gewächs botanisch zu den Gräsern. Seine Halme können eine Stärke von bis zu 35 Zentimetern erreichen. Beeindruckend sind sie jedoch nicht allein wegen ihrer Ausmaße, sondern oft auch wegen ihrer interessanten Färbung. Hell- oder dunkelgrün, rot oder gar schwarz, gefleckt oder einfarbig und die Oberfläche rau oder ganz glatt – der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Innen sind die Halme hohl, da sie sich beim Wachsen wie Teleskopstangen entwickeln. Dieses Wachstum des einzelnen Halmes wird auch Streckungswachstum genannt. Es dauert bei allen Bambusarten nur etwa einen Monat – egal welche Höhe in dieser Zeit erklommen wurde, ob diese nun 30 Zentimeter oder zehn Meter beträgt. Anschließend entfalten sich nur noch die Blätter und Zweige und der Halm lebt etwa sechs bis acht Jahre so weiter, bevor er abstirbt und neue Triebe die Welt erkunden.
Wegen seiner Blüten wird kaum jemand Bambus im eigenen Garten kultivieren. Diese zu den Süßgräsern gehörenden Vertreter blühen nur selten: manche alle 30 Jahre, andere wiederum noch seltener oder gar nur alle 100 Jahre.

Grenzen setzen

Hat ein Bambus seine spezifische Höhe erreicht, die beim Kleinen Bambus (Pleioblastus pumilus) beispielsweise im Gegensatz zum Riesenbambus nur einen halben Meter beträgt, breitet er sich flächenmäßig weiter aus. Über unterirdische Rhizome, also Ausläufer, ergreift er von einer immer größeren Fläche Besitz – so lange man ihm keinen Einhalt gebietet.

Deshalb sollte der bambusinteressierte Gärtner schon bei der Anschaffung darauf achten, ob er einen horst- oder einen ausläuferbildenden Bambus bekommt. Rhizome haben beide Varianten. Während diese Ausläufer bei horstbildenden Arten gestaucht sind und die Halme dicht beieinander aus dem Boden sprießen und sie dadurch wie gigantische Grasbüschel wirken, sind bei den ausläuferbildenden Arten die Rhizome sehr lang und wachsen horizontal weiter in alle Richtungen. Über kurz oder lang würden sie die Grenze eines jeden Grundstückes erreichen und dem Nachbarn sicher keine Freude bereiten.

Ideale Partner

Zu den horstbildenden Bambus-Arten gehören beispielsweise die Fargesia-Arten. Diese benötigen keine Rhizomsperre, die ausläuferbildenden sollten unbedingt bereits bei der Anschaffung entsprechend mit fachgerechten Rhizomsperren versehen werden.
Eine weitere Überlegung ist die endgültige Höhe, die die gewählte Art erreichen wird. Auch wenn hierzulande von Größen wie des Riesenbambus nur zu träumen ist, können hohe Bambusarten immerhin noch bis zu neun Meter hoch werden. Wer sich für einen mittelhohen Bambus entscheidet, liegt immerhin noch zwischen zwei und fünf Metern. Aber auch niedrige Bambusarten mit Höhen bis zu zwei Metern haben durchaus ihren Reiz – doch selbst bei ihnen sollte man sich von der zierlichen Größe nicht täuschen lassen. Eine Rhizomsperre ist bei allen ausläuferbildenden Bambusarten – egal welcher Wuchshöhe – dringend zu empfehlen.

Raum lassen

Auch für den Kübelgarten gibt es geeignete Bambusse, dabei sollte das Gefäß jedoch nicht zu groß und nicht zu klein sein. Für den Anfang sollte der Topf ungefähr das dreifache Volumen des Wurzelballens haben. Dadurch kann das Substrat ideal ausgeglichen feucht gehalten werden. Da Topf plus Gewächs ein beachtliches Gewicht erreichen kann, bieten sich rollbare Untersetzer an – so wird aus jedem Bambus im Kübel ein individuelles Gestaltungselement.
Obwohl der Bambus ein Sonnenliebhaber ist, gibt es auch einige Arten, die sich im schattigen Garten gut machen. Dazu zählen Pseudosasa japonica, mit einer Wuchshöhe von etwa drei bis vier Metern, Shibataea kumasasa mit einer Höhe von rund einem Meter, sowie Fargesia jiuzhaigou, der circa zwei bis drei Meter hoch wächst.

Keine nassen Füße

Idealerweise wird der Bambus in durchlässigen Boden getopft. Staunässe bekommt ihm gar nicht. Eine gute Drainage sorgt für Durchlässigkeit. Sandiger Boden dagegen trocknet sehr schnell aus, ihm sollte lehmiger Boden oder Kompost zugeführt werden, damit er die Feuchtigkeit besser hält. Vorsicht bei starkem Wind: Hält er länger an, trocknet der Bambus schneller aus. Deswegen gedeiht Bambus an windgeschützten Orten besser.
Welcher Bambus für welchen Garten geeignet ist, muss jeder Gärtner letztlich für sich entscheiden. Man sollte sich bewusst machen: Bambus liebt es warm und sonnig. Arten, die hierzulande angeboten werden, vertragen durchaus auch Minusgrade. Pauschalen Angaben über Winterhärte sollte jedoch nicht blind vertraut werden. Wind, Dauer der Frostperiode und Nässe sind immer Faktoren, die eine große Rolle spielen. Auch das Alter der Pflanze hängt mit ihrer Widerstandsfähigkeit zusammen. Häufig gilt jedoch: Bambus erfriert im Winter nicht, sondern vertrocknet, deshalb sollte an frostfreien Tagen gegossen werden. -nf-



Pflegetipps auf einen Blick:

Bambus hat einen verhältnismäßig hohen Wasserbedarf, eine gute Drainage muss aber sein, damit er auf Dauer nicht an Staunässe leidet.
Als schnellwüchsiges Gras benötigt Bambus ausreichend Nährstoffe, dankbar ist er für stickstoffbetonten Volldünger zweimal im Jahr, spezieller Bambusdünger kann ebenso verwendet werden wie Rasendünger.

Die erste Düngung kann zwischen Februar und April, die zweite zwischen August und Oktober erfolgen.

Durch einen regelmäßigen Schnitt wird die Wuchskraft des Bambus angeregt, außerdem kann er so wieder gut in Form gebracht werden. Bereits im Frühjahr kann durch das Auslichten älterer oder unschöner Halme Platz für neue Triebe geschaffen werden.
Temperaturangaben zur Winterhärte sind bestenfalls Richtwerte, eine schützende Decke aus Laub bewahrt den Boden vor zu schneller Austrocknung. An frostfreien Tagen sollte das Gießen nicht vergessen werden, eine dicke Schneedecke kann schützen, bei Tauwetter jedoch auch eine echte Last werden – sie sollte beseitigt werden.
Auch im Kübel kann Bambus geschützt werden, wenn keine frostfreie Überwinterung zur Verfügung steht – Luftpolsterfolie, Jutesäcke – im Handel gibt es viele Hilfsmittel, Kübelpflanzen vor eisigen Temperaturen zu schützen.


Beliebte Bambus-Arten:

Phyllostachys vivax f. aureocaulis: gelbe Halme kontrastieren wunderschön mit dem dunkelgrünen Laub bei einer Wuchshöhe von bis zu neun Metern
Phyllostachys nuda: grüne Halme von dichtem Wuchs, wächst bis zu sieben Meter hoch
Phyllostachys nigra ’Boryana’: bildet nur kurze Ausläufer, an grünen Halmen zeigen sich eindrucksvolle rotbraune bis lilarote Flecken, wird bis acht Meter hoch
Phyllostachys bissetii: hat extrem stark wachsende Rhizome, selbst an der Oberfläche versucht er oft, die Rhizomsperre zu überwinden, mit fünf Metern gehört er zu den kleineren Bambusarten
Phyllostachys aureosulcata f. spectabilis: in einem Wort – farbenprächtig, mit rauer Oberfläche wächst er bis fünf Meter hoch
Fargesia jiuzhaigou: mit bis zu drei Metern eher kleinbleibend, kam erst vor wenigen Jahren nach Europa
Pseudosasa japonica: Schönheit mit ungewöhnlich großen Blättern, wird etwa vier Meter hoch, trägt Blattschäden bei kaltem Ostwind davon
Sasaella glabra f. masamuneana ’Albostriata’: wird nur eineinhalb Meter hoch, hübsche weiß-grüne Streifenzeichnung begeistert die Gärtner -nf-



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