Schöne Riesen - Tigerschnegel

 
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Schöne Riesen - Tigerschnegel

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Gepostet: 12.06.2012 - 18:02 Uhr  ·  #1


Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Ausgerechnet eine Nacktschnecke als “schön” zu bezeichnen, mag vielen Gärtnern jedoch sehr seltsam erscheinen. Limax maximus, wie der zoologische Name des Tigerschnegels lautet, ist aber tatsächlich einen zweiten Blick wert.
Obwohl es weit verbreitete Kulturfolger sind, bekommt man sie nur selten zu Gesicht, da sie sich meist nachts aus ihren Verstecken unter abgestorbenem Holz oder Steinen trauen. Mit etwas Glück kann man sie bei feuchtwarmer Witterung auch an einem wolkenverhangenen Tag entdecken. Auf ihrer Suche nach geschützten, feuchten Orten gelangen sie gelegentlich sogar in Keller.

Keine Angst vor großen Schnecken

Anders als von Wegschnecken, die manchem Gärtner schlaflose Nächte bereiten, geht vom Tigerschnegel (zoologisch Limax maximus) keine Gefahr für Kulturpflanzen aus. Er lebt hauptsächlich von Pilzen und abgestorbenen Pflanzenteilen, bei Gelegenheit jedoch auch räuberisch. Während er seinen Artgenossen gegenüber verträglich ist, stellt er neben verschiedenen Gliedertieren durchaus Nacktschnecken anderer Arten nach und verschont auch deren Gelege nicht. Sogar Spanische Wegschnecken (Arion vulgaris) stehen auf seinem Speisezettel.

Eine Schönheit genauer betrachtet

Die Farbe der großen, 2005 zum Weichtier des Jahres gekürten, Schnecken ist ausgesprochen variabel. Ihre kräftigen Fühler sind rötlich-braun. Die Grundfarbe des restlichen Körpers ist hell crèmefarben bis grau. Während der “Bauchfuß” durchgehend hell gefärbt ist, sind auf der Oberseite deutliche Muster zu erkennen. Die verschiedenen umgangssprachlichen Namen zeigen schon, wie groß die Vielfalt der dunklen Flecken, Tupfenbänder und Streifen ist: Während beim Klang des deutschen Namens Tigerschnegel das Bild einer gestreiften Schnecke auftaucht, zeichnet der englische Name Leopard Slug deutliche Flecken.

Das vordere Körperdrittel ist von einem Mantelschild bedeckt. Seine Oberfläche ist runzelig und erinnert an einen Fingerabdruck. Die Färbung ist auf dem Schild besonders ausgeprägt. Die Atemöffnung liegt auf der rechten Seite in der hinteren Hälfte des Schildes. Der für alle Schnegel typische Rückenkiel ist auch bei Limax maximus deutlich zu erkennen. Eine kräftige Kante zieht sich entlang der Rückenlinie von der Schwanzspitze bis zur Körpermitte.

Ungewöhnliche Hochzeitsrituale

Die Paarungsgewohnheiten der Tigerschnegel sind recht ungewöhnlich. Nachdem die Partner sich eine Weile verfolgt und in einem stundenlangen Tanz umkreist haben, lassen sie sich von einer erhöhten Stelle aus, etwa einer Mauerkante oder einem Ast, eng umschlungen an einem Schleimseil herab. Schnegel sind Zwitter, jedes Tier verfügt sowohl über weibliche als auch über männliche Geschlechtsorgane. Die nun ausgefahrenen Penes beider Tiere umwinden sich und bilden ein weiß-bläuliches, blumenartiges Gebilde, das neben den Köpfen herabhängt. An ihrer Spitze werden die Samenpakete übergeben. Die Paarung findet meist in Sommernächten statt, das aufgenommene Sperma kann jedoch monatelang im Körper aufbewahrt werden.

Schwierige Geburt

Im August oder September, manchmal auch erst im Juni und Juli des Folgejahres, legen beide Partner Gelegehaufen mit bis zu 200 großen, glasklaren Eiern. Nach drei bis sechs Wochen schlüpfen die Jungen. Das Schlüpfen ist so kraftraubend, dass es für viele der Winzlinge tödlich endet.
Mit ungefähr einer Woche bekommen die blassweißen Schneckchen ihr Muster. Geschlechtsreif werden sie erst mit ein bis eineinhalb Jahren, was bei einer Lebenserwartung von nur zweieinhalb bis drei Jahren nicht viele Nachkommen verheißt. Dennoch scheint der große Kriecher in Deutschland zur Zeit nicht gefährdet zu sein. Die Chancen, ihn im Garten zu treffen, stehen also nicht schlecht. -rh-

Nicht der Größte

Obwohl der zoologische Name des Tigerschnegels Limax maximus vermuten lässt, dass die mit zehn bis 15 Zentimetern Länge recht beeindruckende Schnecke der größte heimische Schnegel ist, gibt es doch noch einen größeren. Der Schwarze Schnegel (Limax cinereoniger) erreicht Längen von mehr als 20 Zentimetern und ist die größte einheimische Landschnecke.
Mittlerweile wurden Tigerschnegel vom Menschen auch in Südfrika, Nordamerika, Australien, Tasmanien und Neuseeland eingeschleppt. -rh-

Unterscheidung der Schnegel (Limacidae) von der Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris)

Die Färbung der Schnegel ist unterschiedlich. Das Atemloch liegt jedoch bei allen Arten in der hinteren Hälfte des Mantelschildes. Bei den Spanischen Wegschnecken befindet es sich dagegen in der vorderen Hälfte. Die Unterscheidung ist für den Gärtner wichtig, da sich Schnegel von Pilzen, Flechten oder Tieren ernähren und im Gegensatz zu den Wegschnecken unter Nutzpflanzen keinen Schaden anrichten. -rh-



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