Zukunft der Baumschulen mit langfristiger Planung

 
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Zukunft der Baumschulen mit langfristiger Planung

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Gepostet: 14.03.2012 - 19:59 Uhr  ·  #1
Blick in die Zukunft gehört zum Beruf
Baumschuler planen langfristig


Die deutsche Baumschulbranche kultiviert auf mehr als 22.000 Hektar ein umfassendes Angebot an Gehölzen. Dabei sind viele dieser Gehölze bereits zehn, zwölf, fünfzehn oder mehr Jahre alt. So lange brauchen manche Bäume und Sträucher bis sie ihre Verkaufsgröße erreicht haben.

Zukunft nach Liste
Baumschuler brauchen viel Geduld, und sie brauchen ein gutes Gespür dafür, was ihre Kunden in etwa zehn Jahren nachfragen: Welche Arten bzw. Sorten von Bäumen und Sträuchern werden in Zukunft „in" sein, welche bewähren sich auf schwierigen Standorten, zum Beispiel im öffentlichen Grün der Städte, welche Blütenfarben werden gefragt sein? Da die Pflanzen über eine lange Zeit kultiviert werden, ist auch ein gutes Händchen für die richtige Sortimentswahl gefragt. Damit das Angebot in ferner Zukunft tatsächlich dem entspricht, was die Kunden wollen, brauchen die Baumschuler viel Erfahrung und nutzen Information aus verschiedenen Fachkreisen. Eine wichtige Quelle ist die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK). Schon seit 1957 unterstützt dieser Zusammenschluss der kommunalen Grünflächenverwaltungen den Deutschen Städtetag in seinen grünen Aufgaben. Aber auch der Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. erhält nützliche Informationen aus der Arbeit dieser Expertenvereinigung. In regelmäßigen Abständen von fünf Jahren veröffentlicht die GALK ihre aktualisierte Straßenbaumliste. Für die Baumschuler ist diese Liste ein Indikator dafür, was die Grünflächenämter in den kommenden Jahren nachfragen werden. Dabei geht es keineswegs um modische Trends, sondern um reine Zweckmäßigkeit. Wird zum Beispiel die Purpurkastanie in der Liste als „nicht geeignet bei Bodenverdichtungen und hohem Versiegelungsgrad" beschrieben, ist nicht zu erwarten, dass dieses Gehölz in innerstädtischen Bereichen häufig gepflanzt wird. Somit wird der Baumschuler seine wertvolle Kulturfläche eher für die Kultur der Bäume nutzen, die beispielsweise als „stadtklimafest" eingestuft sind und Italienische Erlen, Spitzahorn oder Holländische Linde kultivieren. Die aktuelle Straßenbaumliste der GALK beinhaltet 171 Bäume. Somit werden auch künftig die Auswahl in den Baumschulen und die grüne Vielfalt in den Städten groß sein.

Klimawandel und Schädlinge als Indikator
Ein weiteres Kriterium für die Sortimentswahl der Baumschuler sind aktuelle Veränderungen in der Natur. So zum Beispiel die prognostizierten Folgen des Klimawandels. Die vorhergesagten Veränderungen stellen neue Anforderungen an die künftig zu verwendenden Gehölze. Besonders Eigenschaften wie „hitze- und trockenheitsverträglich" und „windfest" aber auch „geeignet für lufttrockene Stadtlagen" erhalten durch die klimatischen Veränderungen zunehmend an Bedeutung - nicht nur für Pflanzungen in Städten! Eine Folge der Klimaveränderung war der Orkan Kyrill, der im Januar 2007 ganze Wälder zerstört hat. Für die Forstbaumschulen war dies das deutliche Signal, dass sie angesichts der zu erwartenden Zunahme starker Stürme mehr sturmfeste Gehölze kultivieren müssen.

Darüber hinaus spielt die Verbreitung von Schädlingen eine wichtige Rolle für die Zusammensetzung des Gehölzsortiments einer Baumschule. In den letzten Jahren trat europaweit ein starker Befall durch die Kastanienmoniermotte sowie den Eichen-Prozessionsspinner auf. Verständlicherweise werden diese Arten von Kommunen immer weniger nachgefragt. Deshalb weichen die Baumschulen auf Alternativen aus, die resistenter gegen Schädlingsbefall sind.

Gute Vernetzung vergrößert Sortiment
Baumschulen haben zwar in aller Regel ein sehr breites Gehölzsortiment, dennoch kann nicht jedes Unternehmen alles selbst kultivieren. Doch die Baumschuler sind untereinander gut vernetzt, und der eine hat meistens das, was der andere gerade sucht. So findet national und international ein reger Austausch von Gehölzen zwischen den Betrieben statt. Den Mitgliedern des Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. steht darüber hinaus noch ein besonderer Service zur Verfügung: der BdB-Pflanzenmarkt. Über diesen Online-Service können Mitgliedsbetriebe rund um die Uhr schnell und einfach bestimmte Pflanzen suchen oder anbieten. So können Baumschulen ihr Sortiment durch Gehölze aus anderen Betrieben komplettieren und gleichzeitig darauf vertrauen, von ihren Kollegen die gleiche gute Qualität zu bekommen, die ihre eigenen Gehölze haben. Neben diesem digitalen Service werden in manchen Regionen auch so genannte Börsen vor Ort veranstaltet, auf denen die Baumschulkollegen ihre Angebote komplettieren. Für den Baumschulkunden heißt das, dass er sein Wunschgehölz mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch zeitnah bekommen wird. Wenn es die Baumschule in der Nähe nicht im Sortiment hat, dann bestimmt einer der über 1.000 im BdB organisierten Kollegen zwischen Pinneberg und Rosenheim, Straelen und Eberswalde. Baumschulen in der Nähe lassen sich übrigens mit der Suchfunktion auf der neuen Verbandswebsite http://www.gruen-ist-leben.de ganz einfach finden.

BdB
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Manche Gehölze in einer Baumschule haben erst nach 10 oder mehr Jahren ihre Verkaufsgröße erreicht.
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Qualität und Quantität müssen stimmen. Mit viel Erfahrung planen Baumschuler daher ihr Sortiment über Jahre im Voraus.
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