Pflanzenkläranlage - Pflanzen die das Wasser reinigen

 
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Pflanzenkläranlage - Pflanzen die das Wasser reinigen

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Gepostet: 25.08.2007 - 11:49 Uhr  ·  #1
Die heimlichen Helfer:
Wasserreinigung durch Pflanzen
Schmutziges Nass


Schmutzwasser in sauberes Wasser verwandeln? Auf vielen Campingplätzen, in ländlichen Siedlungen, bei Einzelhöfen funktioniert das bereits durch die Kraft der Pflanzen. Statt nach langem Weg durch aufwändige Rohrleitungen von der nächsten Kläranlage gereinigt zu werden, säubern Schilf, Wasseriris, Binsen und Seggen an Ort und Stelle das verschmutzte Nass. Was Uneingeweihten wie ein Fleckchen Sumpf erscheint, verarbeitet effizient Nitrat und Phosphat und entzieht Krankheitskeimen die Lebensgrundlage. Wie sieht es mit gewerblichen Abwässern aus? Können Pflanzenkläranlagen auch mit den Schmutzmengen fertig werden, die in Verarbeitungsbetrieben im ländlichen Raum anfallen? Wissenschaftler der Lehr- und Versuchsanstalt Bad Zwischenahn gingen der Frage nach.

Abwässerforschung in Lehr- und Versuchsanstalten
Diplombiologe Ulrich Kapteina und Dr. Dankwart Seipp untersuchten, welche Pflanzen bei der Reinigung bestimmter Inhaltsstoffe besonders leistungsfähig sind. Während häusliche Abwässer eine große Bandbreite an Substanzen mit sich schleppen, sind gewerbliche Abwässer meist einseitig belastet. In der Lehr- und Versuchsanstalt entstanden verschiedene Anlagen unter Laborbedingungen, die jeweils mit einer Pflanzenart besetzt wurden. Die Segge (Carex acuti-formis) und der Wasserschwaden (Glyceria maxima) erwiesen sich als besonders effizient im Abbau von Ammonium und Nitrat. Auch Phosphat wird von ihnen vollständig aus dem Wasser eliminiert. Nicht weniger wirkungsvoll arbeitet die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus) beim Abbau von Phosphat. Besondere Stärken zeigte sie ähnlich wie die Binse (Juncus effusus) und die Simse (Scirpus lacustris), wenn es um die Reinigung des Wassers von organischen Inhaltstoffen geht.

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Ein starker Verbündeter: Das Schilf
Zum stärksten Verbündeten bei der Klärung des Wassers erwies sich im praktischen Versuch das Schilf (Phragmitis). Als Versuchsobjekte dienten den Wissenschaftlern Prozesswässer aus einem Gemüseverarbeitungsbetrieb und Abwässer aus einer Käserei. Durch das Waschen, Schälen und Blanchieren des Gemüses werden große Mengen organischer Substanzen im Wasser gelöst. Außerdem führt das Abwasser reichlich Erde und Pflanzenteile mit. Für die Abwässer der Käserei sind ebenfalls große Anteile organischer Inhaltsstoffe und absetzbarer Teilchen charakteristisch. Darüber hinaus zeigt das Abwasser eine saure Reaktion, die nicht allen Pflanzen bekommt. Jeweils mehrere Wochen lang wurden Versuchsanlagen aus mobilen bepflanzten Baucontainern mit den Abwässern beschickt und die Reinigungsleistung gemessen. Schilf bewährt sich auf den Bodenfiltern auf Dauer sehr gut. Die stabilen trockenen Halme sorgen nach und nach für eine lockere Strohauflage auf dem Bodenfilter und begünstigen den Mineralisierungsprozess der im Wasser gelösten Stoffe. Bis in einen Meter Tiefe schickt die Pflanze ihre unterirdischen Triebe und Wurzeln und hält mit ihrer ?Wühlwirkung? den Boden offen. Die Feststoffabla-gerungen, die den anderen Pflanzenarten zu schaffen machten, beeinträchtigten das Schilf in seiner Wirkung nicht.

Kläranlage aus drei Elementen
Aufgrund dieser Ergebnisse kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss: Pflanzenkläranlagen zur Behandlung spezieller Abwässer im ländlichen Raum sind als mehrstufige Systeme ein leistungsfähiges und betriebsstabiles Verfahren. Die Anlage sollte aus drei Elementen bestehen: Der Vorreinigungsstufe, in der die Feststoffe sich absetzen können, die Hauptreinigungsstufe, die das Wasser in vertikaler Richtung durchströmt und die Restabbaustufe, bei der das Wasser in horizontaler Richtung durch den Pflanzenbestand strömt. Am Ende der Klärstrecke sollte das Wasser - so die Empfehlung der Zwischenahner - durch einen mit Pflanzen besetzten Schönungsteich fließen.

Was dort passiert, die endgültige Umwandlung des ehemaligen Abwassers in einen klares, glitzerndes Gewässer, das lässt sich auch im heimischen Gartenteich beobachten. Denn auch dort entfalten Wasserpflanzen ihre Reinigungswirkung. Vor allem jetzt im Frühsommer geben sie dem Wasser, das vom vielen Herbstlaub getrübt ist, seine appetitliche Frische zurück ? vorausgesetzt, man hat für genügend Pflanzen im Teich gesorgt.
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Regenerationsbereiche im Gartenteich.
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