Pflanzenduft, duftende Blüten als Überlebensstrategie

 
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Pflanzenduft, duftende Blüten als Überlebensstrategie

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Gepostet: 08.11.2012 - 09:25 Uhr  ·  #1
Die geheimnisvolle Kraft der Pflanzendüfte

Düfte scheinen magische Kräfte zu besitzen. Innerhalb kürzester Zeit können sie längst vergessene Erinnerungen wachrufen, sie beruhigen, regen an oder entführen aus dem Alltag. Der Geruchssinn wirkt direkt und schnell, während die beim Sehen und Hören aufgenommenen Reize erst noch vom Gehirn analysiert werden müssen. Die schnelle Wirkung der Gerüche ist ein Erbe aus uralten Zeiten, als der Riechsinn eine wichtige Warnfunktion hatte, zum Beispiel, um sofort wahrzunehmen, ob etwas essbar oder ungenießbar war. In der modernen Welt wird der Geruchssinn eher selten als Überlebensstrategie benötigt. Stattdessen kann man heute in die Welt der Düfte eintauchen und sie einfach genießen. Wer einen Garten oder einen Balkon nutzen kann, hat die Möglichkeit, sich mit Pflanzen sein eigenes natürlich-duftendes Reich zu erschaffen.

Bei Berührung Duft
Viele Pflanzen wie Salbei, Katzenminze, Thymian oder Indianernessel (Monarda) geben ihren Duft erst frei, wenn sie berührt werden. Sie speichern die für den Duft verantwortlichen ätherischen Öle in den Blättern. Diese Öle stellen für sie einen Schutz dar, denn sie können zum Beispiel gefräßige Tiere fernhalten. Bei Berührung oder wenn sie beschädigt werden, geben die Pflanzen die ätherischen Öle frei. Einige Gehölze verströmen erst dann einen intensiven Duft, wenn die Blätter zwischen den Fingern zerrieben werden. Die schuppenförmigen Nadeln des Lebensbaumes beispielsweise riechen dann sehr würzig. Solche Pflanzen werden als Kontaktdufter bezeichnet. Idealerweise pflanzt man sie dort, wo sie gut zu erreichen und leicht zu berühren sind, zum Beispiel am Rand von Gartenwegen.

Duft als Wettbewerbsvorteil
Andere Pflanzen verströmen ihren Duft so leicht, dass man ihn schon von weitem wahrnimmt. Blütendüfte sind, neben den Farben, ein wichtiges Lockmittel für Insekten, die für die Bestäubung wichtig sind. Duft dient als ein besonders guter und zusätzlicher Wegweiser für die Bestäuber, weil er über eine weitere Entfernung wahrgenommen werden kann als die Farbe der Blüten. Viele Pflanzen mit intensivem Duft haben weiße oder hellgelbe Blüten. Ihre Lockwirkung ist geringer als die von kräftigen Farben. Darum haben manche Pflanzen im Laufe der Zeit den Duft als Ausgleich entwickelt, um so in der Konkurrenz zu den Pflanzen mit auffallenderen Blütenfarben bestehen zu können. Duftende weiße Blüten haben zum Beispiel der Gartenjasmin (Philadelphus) und die wenig bekannte Siebolds Magnolie (Magnolia sieboldii). Sie öffnet ihre großen Blüten, im Gegensatz zu den anderen Magnolien, die im Frühling blühen, erst im Sommer. Darum wird sie auch als Sommer-Magnolie bezeichnet. Der Gartenjasmin duftet abends und nachts besonders intensiv. So lockt er nachtaktive Insekten an. Weil es von diesem Zierstrauch unterschiedlich hohe Sorten gibt, lassen sich auch Pflanzen finden, die ihren angenehmen Duft auch in einem kleinen Garten oder in einem Gefäß auf Balkon und Terrasse entfalten können.

Für den Abendgarten
Duftende Gehölze und Stauden pflanzt man am besten dort, wo man sich oft und gerne aufhält, zum Beispiel nahe an der Terrasse. Oft wird Duft abends oder nachts intensiver wahrgenommen. Das hat damit zu tun, dass Farben und Formen - und damit die visuelle Wahrnehmung - mit zunehmender Dämmerung an Bedeutung verlieren. Stattdessen werden Reize über das Gehör und den Geruchssinn stärker wahrgenommen. Duftpflanzen sind deshalb ideal für den Abendgarten beziehungsweise für Menschen, die häufig lange arbeiten und ihren Garten oft erst spät genießen können.

Duftpflanzen
Rosen sollten in einem solchen Duftgarten nicht fehlen. Auch wenn längst nicht jede Rose einen betörenden Duft verströmt, so gibt es doch immer mehr Sorten, bei denen die Züchter auf den Faktor Duft achten. Im Herbst ist die Auswahl an Rosen besonders groß, denn dann werden zusätzlich zu den Rosen in Töpfen auch viele wurzelnackte Rosen angeboten. Ihre Pflanzzeit beginnt ab Mitte Oktober, nach dem herbstlichen Laubfall. Auch der im Mai blühende Flieder gehört unbedingt in einen Duftgarten. Die Arten- und Sortenvielfalt der Flieder ist groß. Es gibt nicht nur eine beachtliche Vielfalt bei den Blütenfarben, sondern auch bei den Wuchshöhen, so dass sich auch im Fliedersortiment Pflanzen für kleinere Gärten finden lassen. Einige Kletterpflanzen verströmen ebenfalls einen angenehmen und intensiven Duft, zum Beispiel der wuchsstarke Blauregen (Wisteria) und das Geißblatt (Lonicera). Es lohnt sich auch, einen Blick auf die große Gruppe der Schneebälle (Viburnum) zu werfen, denn sie haben oft große, auffallende Blütenstände, die angenehm duften. Manche wie der Winter-Schneeball (V. bodnantense ‘Dawn‘) und der Duft-Schneeball (V. farreri) blühen sogar in der kalten Jahreszeit ab November. Die Hauptblütezeit ist im März und April vor dem Blattaustrieb. Auch das wenig bekannte Geißblatt Lonicera purpusii blüht im Winter. In der Zeit von Dezember bis April öffnen sich die kleinen, intensiv duftenden Blüten.

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Kräuter gehören zu den Pflanzen, die ihren angenehmen Duft auch in einem kleinen Garten oder in einem Gefäß auf Balkon und Terrasse entfalten können.
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Rosen sollten in einem Duftgarten nicht fehlen.
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Viele Pflanzen wie beispielsweise Thymian geben ihren Duft erst frei, wenn sie berührt werden.
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Re: Pflanzenduft, duftende Blüten als Überlebensstrategie

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Gepostet: 08.11.2012 - 09:32 Uhr  ·  #2
Auch eine sehr schöne Duftpflanze ist die Hamamelis x intermedia 'Aurora'. In ihrem näheren Umfeld verströmt sie einen sehr intensiven Duft nach Citrus.
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