Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

 
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Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 18.08.2015 - 16:58 Uhr  ·  #1
Guten Tag liebe Gemeinde

Meine Kollegen sind ja schon sehr sehr nett. Nur hat keiner von ihnen einen grünen Daumen. Heute habe ich dies hier zum Geburtstag geschenkt bekommen:

Habe ich diese richtig als Drosera und Sarracenia identifiziert?
Als erstes muss ich sagen, dass ich Karnivoren immer sehr faszinierend gefunden habe, mich aber wegen mangelhaften Standortmöglichkeiten immer gegen sie entschieden habe. Daher habe ich mich nie auch nur im Geringsten über sie informiert.
Als dann aber dieser Topf vor mir stand war ich natürlich trotzdem hocherfreut Und habe im gleichen Moment erschrocken festgestellt dass die Pflänzchen alle ziemlich mitgenommen aussehen.

Nebst diesen paar Pflanzen lagen auch noch zwei tote, schon völlig schwarze Dionaea muscipula im Topf. Die habe ich gleich rausgenommen und weggeschmissen ohne sie vorher zu fotografieren, hab jezt nur noch zwei Fallen gefunden - aber vielleicht hilft ja auch dieses Foto schon weiter bezüglich Gesamtproblem:

Die Drosera macht einen sehr schlappen Eindruck, die Spitzen werden braun:

Am besten sehen noch die Sarracenien aus, obwohl ich auch vertrocknete Schläuche gefunden habe, und die 'Deckel' sind zum Teil auch braun und trocken:


Das Substrat ist tropfnass (wobei ich mittlerweile gelesen habe dass dies nicht unbedingt schädlich sein muss, oder?), der Topf hat kein Abzugsloch. Er hat einen Durchmesser von ca. 26 cm (schwer zu sagen, hat ne seltsame Form ) und ist 24cm hoch - da passt also einiges an Wasser rein, und wie ich gehört habe haben meine Kollegen seit Freitag eifrig gegossen (auch übers Wochenende). Schlussendlich haben die Kleinen wohl zu guter Letzt noch ca. 24h eingepackt in dunklem Geschenkpapier verbracht

Nun, liebe Experten, was ratet ihr mir? Hab mich schlau gemacht bezüglich Standort, Substrat, Wasser, etc. - was ich sonst tun könnte ist mir aber leider schleierhaft, da wie gesagt die Fleischfresser absolutes Neuland sind und bei diesen mir fremden Pflanzen meine Intuition mich irgendwie im Stich lässt. Jetzt wo sie da sind und ich mich natürlich Hals über Kopf verliebt habe möchte sie logischerweise retten, einen Standort finde ich sicher irgendwie Soll ich sie umtopfen, in separate, kleinere Töpfe? Wenn ja, funktionieren da Tontöpfe? Mir kommt nur sehr ungern was anderes in die Wohnung... Und was ist beim Umtopfen wichtig?
Ich bin um jeden Tipp sehr dankbar. Habe die Dinger erst ein paar Stunden, hänge aber schon jetzt ziemlich stark an ihnen (wie könnte es auch anders sein )
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 18.08.2015 - 17:07 Uhr  ·  #2
Ich bin noch keine Expertin was Karnivoren betrifft, aber das (glaube ich) Allerwichtigste, was viele Unwissende falsch machen: sie sollten auf keinen Fall Leitungswasser bekommen! Da ist zuviel Kalk drin (selbst sehr sehr weiches Leitungswasser dürfte zuviel haben), also muss man mit Regenwasser oder destilliertem Wasser gießen. Außerdem brauchen sie eine hohe Luftfeuchtigkeit, da würde als erste Maßnahme besprühen mit destilliertem Wasser (oder halt Regenwasser) helfen. Das könnte auch mit der Grund für die vertrockneten Stellen sein.
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 18.08.2015 - 17:36 Uhr  ·  #3
Sie gehören zu Moorbeetpflanzen und brauchen es recht feucht, aber wie bereits gesagt kein Leitungswasser! Sie dürfen auch nicht gedüngt werden und brauchen extra Karnivorenerde (falls du sie auseinander topfen möchtest).
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 18.08.2015 - 19:09 Uhr  ·  #4
Vielen Dank für die fixen Antworten!

Dass sie kein Leitungswasser vertragen wusste ich nach meiner heutigen Lektüre - meine Kollegen aber eben nicht. Bin vorhin los und habe mir in der Apotheke destilliertes Wasser geholt (Der Gesichtsausdruck des Apothekers war unbezahlbar, 'Sie brauchen das Wasser für was genau?' ) und werde jetzt mal sprühen. Morgen kann ich dann gescheites Substrat kaufen gehen und werde die Patienten auseinandertopfen (und bei der Gelegenheit wohl auch noch gleich eine Dionaea kaufen, die gefallen mir nämlich besonders gut, und wenn ich den ganzen Aufwand schon betreibe soll es sich auch richtig lohnen Das Standortproblem konnte ich nämlich lösen, ist ja immerhin schon mal etwas), dieser leitungswasserverseuchte Topf gefällt mir eh nicht
Stutzig gemacht hat mich allerdings dass der Apotheker meinte das Wasser sei nur 2 Tage im Kühlschrank haltbar, danach würden sich Bakterien bilden. Muss ich jetzt echt alle zwei Tag in die Apotheke rennen um den unendlichen Durst der Pflanzen löschen zu können? Oder machen die Bakterien den Pflanzen nix, solange kein Kalk im Wasser ist? Fragen über Fragen, tut mir leid ihr armen Greenies
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 18.08.2015 - 19:25 Uhr  ·  #5
In der Apotheke würde ich das Wasser nicht kaufen, in Drogeriemärkten und Aquaristikläden ist es sehr viel billiger. ^^
Die Bakterien machen nichts, du willst mit dem Wasser ja keine Wunden reinigen oder so. Ich habe angebrochene Kanister schon wochenlang aufbewahrt (fürs Bügeln braucht man nicht viel), ohne dass es faulig geworden wäre.
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 19.08.2015 - 00:30 Uhr  ·  #6
digital_witness, schau doch mal im Karnivoren Stammtisch unter Beliebte Pflanzen rein, dort findest du schon gaaanz viele Tipps. Deine Fragen sind dort auch bestens aufgehoben

Meine Vorredner haben schon einiges richtig gesagt. Als inzwischen langjähriger Karnivorenhalter ergänze ich mal noch ein paar Dinge:

- Bei deinen Pflanzen handelt es sich um eine Drosera capensis (Kapsonnentau) und Sarracenia Hybriden (nicht näher bestimmbar).
- Sie werden sich erholen, auch Schläuchen leben nicht ewig, solange das Rhizom gesund ist und neue Schläuche nachkommen, ist alles ok. D.capensis gilt als Unkraut, die treibt selbst aus kleinsten Wurzelstückchen wieder aus.
- Es muss nicht an deinen Kollegen liegen, dass die Pflanzen so aussehen, leider sehen die sehr oft bereits im Laden schlecht aus.
- Die beiden Gattungen können im Sommer gleich kultiviert werden, im Winter aber nur sehr begrenzt. Darum solltest du sie nicht gemeinsam in einen Topf setzen.
- Erhöhte Luftfeuchtigkeit ist NICHT nötig, Drosera mag besprühen nicht, bei der Sarra kann es bei ungünstigen Standorten uU sogar zu Schimmelbefall kommen. Normale LF reicht völlig.
- Plastiktöpfe mit Abzugsloch und Untersetzer ist ideal.
- Reiner Weisstorf oder spezielle Karnivorenerde fürs Substrat. Kann auch mit Zuschlagstoffen (Kalkfrei!) aufgelockert werden. Keine Moorbeeterde, Blumenerde etc andrehen lassen, die Verkäufer haben idR keine Ahnung!
- In Baumärkten (oft beim Autozubehör) und oft auch in Lebensmittelläden (Waschmittelabteilung) gibt es 5 Liter Kanister dest. Wasser. Regenwassersammeln ist sicher auch eine gute Idee
- Stell sie nach dem umtopden raus, am Anfang halbschattig bis schattig (Sonnenbrand), nach Gewöhnung soviel Sonne wie möglich. Wind und Regen können die problemlos ab. Die capensis muss zum ersten Frost rein.
- Nie, wirklich nie komplett austrocknen lassen. Es sind Moorpflanzen. Mindestens feucht sollte es immer sein (im Sommer gerne auch mal richtig nass).
- Weiteres zum überwintern im Karnivoren Stammtisch.
- Die schwarzen Dionaea Fallen sind ganz normale abgestorbene Fallen, welche auf kein Problem hinweisen.

Hab ich was vergessen?
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 19.08.2015 - 00:46 Uhr  ·  #7
Vielleicht noch:
Bei Draußenhaltung ist je nach Futteraufkommen das Fangverhalten einiger Pflanzen sehr extrem. Meine Schlauchpflanze war nach zwei Wochen voller Fliegen und meine beiden Fliegenfallen haben täglich jede ein bis zwei Weberknechte gefangen. Der Todeskampf hat jedes Mal bis zu zwei Tagen gedauert, was mir dann auf Dauer doch ein wenig zu arg wurde. Ich habe die Draußenhaltung von Canivoren deshalb wieder aufgegeben. Nix für empfindsame Gemüter auf einem Balkon voller Insekten.
Den Pflanzen hat es draußen aber sehr gut gefallen.
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 19.08.2015 - 00:55 Uhr  ·  #8
Naja, wenn man ein Herz für Insekten hat, sollte man sich vielleicht eher keine fleischfressenden Pflanzen anschaffen
Meiner Erahrung nach kommen die Pflanzen sehr viel besser und gesünder durch den Winter, wenn sie den Sommer durch Sonne tanken konnten.
Wenn es dir aber zuviel wird, gibts auch Tricks. So kannst du zB einen langen Grashalm in den Schlauch stecken, daran können die Opfer raus klettern. Andere vertopfen die Öffnung mit Watte. Über die Dionaea könntest du ein feinmaschiges Netz basteln. So können sie trotzdem draussen richtig wachsen ohne dass du das Insektengemetzel hast.
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Re: Karnivoren-Allerlei in schlechtem Zustand

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Gepostet: 19.08.2015 - 06:08 Uhr  ·  #9
Herzlichen Dank euch allen! (Toblerone, dass Du vorbeischaust habe ich natürlich gehofft, hab deine Karnivorenbilder schon öfters in anderen Threads bewundert )
Dann werde ich mal den Stammtisch durchforsten und mich auch sonst richtig einlesen. Mit rausstellen ist leider dieses Jahr noch nichts, da mein aktuelles Balkonkonzept keine Neuzugänge zulässt und auch unsere Nachbarin obendran ihre Balkonpflanzen so übereifrig giesst dass meine Pflanzen wohl oder übel auch von dem Wasser abkriegen. Aber wir ziehen bald um und da sollte es nächsten Sommer klappen. Mein Herz für Tiere ist sehr gross, doch jenes für Pflanzen mindestens ebenso, und ich denke dass ich es den Karnis gönnen würde wenn sie reiche Beute machen
Besten Dank nochmals!
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Krankheit oder Schädling? Braune Blätter, kleine Tiere, was tun?
Neben den verbreiteten Schädlingen wie Blattläuse, Spinnmilben, Wollläuse, Schmierläuse, Schildläuse, Thripse, Weiße Fliege und Trauermücken gibt es auch häufige Pilzerkrankungen wie echten und falschen Mehltau, Rost und Schimmel, die zu Flecken und Schäden an der Pflanze führen. Neben den chemischen Mitteln wie Insektizide und Fungizide gibt es auch oft gute Hausmittel zu Bekämpfung der Krankheiten oder Schädlinge. Ein optimaler Standort bezüglich Licht und Boden, die richtige Erde oder ein neues Substrat sowie regelmäßiges Düngen können eine Pflanze stärken und unanfälliger gegen Schädlingsbefall und Krankheiten machen.

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