Wenn ich Kaltkeimer hatte, habe ich die bisher immer in den Kühlschrank gelegt. Ganz hinten, wo es laut Bedienungsanleitung des Gerätes am kältesten ist. Bisher war das immer ausreichend...
Irgendwer hat mir mal gesagt, dass Gefrierschrank keine so gute Idee darstellt, weil ab einer bestimmten Temp. die Eiweiße zerstört werden.
Im Forstbotanischen Garten, wo ich mal gearbeitet habe, hatte die auch nur einen Klimaschrank, der von der Temp.-Skala wie ein Kühlschrank funktionierte.

lg
Henrike

Moin,

es gibt Versuche bei denen festgestellt wurde, das "Frostkeimer" keinen Frost brauchen und das Kaltkeimer der bessere Ausdruck für diese Pflanzen ist. Als durchschnittliche (!!!) Idealtemperatur wurden 4° C festgestellt. Bei Frosttemperaturen von unter -12° C, die ungeschützt auf die Samen einwirken konnten, starben viele Embryonen ab. Deshalb liegen sie in der Natur auch immer irgendwie geschützt rum, unter Schnee, Steinen, Laub oder sonstwas.
Höchstens Pflanzen aus den schneearmen Steppen Zentral-Asiens und den alpinen Steppen der Türkei (z.B. Fritillaria alburyana) könnten auf stärkere Fröste angewiesen sein.

Danke, Stefan, für diese schöne, ausführliche Antwort

lg
Henrike

Moin,

kannst Du "Alpen-Enzian" bitte mal etwas genauer definieren? In den Alpen gibt es ´zig Arten Enziane.

Aber egal welcher es genau ist, ich würde anders vorgehen. Mach die Aussaat schon jetzt so, wie Du es nach der Kälteperiode getan hättest. Günstig sind Tontöpfe. Dann kommt dieser Topf in den Garten und wird an einer schattierten Stelle im Boden bis zum Rand eingesenkt. Dann vergisst Du ihn einfach bis zum nächsten Frühjahr. Viele Kaltkeimer sind auch auf eine feucht-warme Phase (Sommer) vor der Kälteperiode eingestellt. Erst nach beiden Phasen keimen sie. Diese bekommen die Samen, wenn man sie im Garten sich selbst überlässt.
Bring die Pflanzen nicht zu sehr durcheinander mit Kältephasen, die nicht den Aussenbedingungen entsprechen. Die Jungpflanzen mögen zwar keimen, aber die Verhältnisse, in die sie dann entlassen werden, stimmen mit ihrer inneren Uhr überhaupt nicht überein. Wenn sie keimen "erwarten" sie, wie in der Natur, kühle Temperaturen und länger werdende Tage. Wenn Du sie jetzt kühlst und sie dann im August/September keimen bekommen sie gleich hohe Temperaturen und kürzer werdende Tage. Das kann nur Streß bedeuten. Besser Du hast etwas Geduld, dafür aber gesündere Pflanzen im natürlichen Rhythmus.

Nun,

für die Aussaat derartiger Pflanzen mache ich mir eine Mischung von 1/2 handelsüblicher Blumenerde und 1/2 Bims 3 - 8 mm. Den Bims nehme ich mir auch als einschichtige Abdeckung der Samen. Darunter bleibt es immer etwas schattiger und feuchter, aber luftig und verklebt nicht so schnell wie Sand. Selbst kleinere Sämlinge haben kein Problem damit, da durchzuwachsen wenn sie keimen. Falls die Keimung noch ein Jahr länger dauern sollte, kann man die vermoosten Bimssteinchen auch problemlos auswechseln ohne den Samen mit abzutragen.
Nordseite vom Haus ist ein gutes Eckchen.

Gentiana clusii ist der stängellose Enzian auf Kalk. Viele Liebhaber haben die Erfahrung gemacht, das sie besonders gut auf schweren Böden wachsen. Also ist wohl ein lehmiger, mit Kalkschotter durchsetzter Boden angesagt. Enziane mögen es, wenn die Wurzeln kühl sind und da lehmig-tonige Böden sich nur langsam erwärmen, ist das wohl der Grund für ihr gutes Gedeihen auf diesem Untergrund. Deshalb ist für die erwachsene Pflanze im "Flachland" ein, wenigstens mittags, schattierter Standort wohl besser geeignet. Volle Sonne, Hitze und Trockenheit sind die Feinde dieser alpinen Pflanzen.

Moin,

der Bims ist OK und bei der Blumenerde ist es Dir überlassen ob Du Torf möchtest oder nicht. Es kam mir nur auf das Verhältnis der humosen zu den mineralischen Substrat-Bestandteilen an. Zur Zeit nutze ich bei mir T(orf)K(ultur)S(ubstrat) I, weil wir noch so viel davon haben und den Pflanzen macht es nix aus. Wenn es irgendwann mal alle ist, werde ich mich für torffreie oder wenigstens -reduzierte Substrate stark machen.

Das der Enzian bei Deinen Eltern so gut wächst und blüht zeigt mal wieder, wie anpassungsfähig Pflanzen sind. Dann stimmt an diesem Standort irgendetwas anderes. Jeder Garten ist vom Kleinklima kaum mit dem nächsten zu vergleichen und da sind persönliche Erfahrungen durch nichts zu ersetzen. Bei mir und anderen Bekannten hat er an so einen Standort eben zickig reagiert und musste in etwas kühlere Gefilde wechseln.