Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

 
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Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 28.01.2010 - 21:24 Uhr  ·  #1
Kalkstickstoff Ein Dünger mit besonderen Eigenschaften

Kalkstickstoff setzt sich mit Hilfe der Bodenfeuchtigkeit über mehrere Stufen zu Ammonium und Düngekalk um.

Als erstes wird Kalkstickstoff zu Cyanamid und Kalk umgewandelt. Das Zwischenprodukt Cyanamid wird dann weiter über Harnstoff vollständig in pflanzenverfügbares Ammonium umgewandelt.
Das Cyanamid verbleibt aber über längere Zeit (1-2 Wochen) in einer wässrigen Lösung im Boden, so dass kein Cyanidgas entweichen kann und die Düngewirkung erst in ein paar Wochen einsetzt.
In diesen 1-2 Wochen kommt es zu verschiedenen Reaktionen auf den Boden und damit auf die Pflanzen.

1.Kalkwirkung:
Wie schon beschrieben wird Kalk bei der ersten Umwandlung frei.
° er „spaltet“ den Boden auf
° fördert das Mikroleben im Boden
° setzt Nährstoffe frei (durch die Erhöhung des ph-Wertes)

2. Stickstoff für die Pflanze
Ammonium wird im Bodengefüge gehalten/gespeichert und kann daher nicht ausgewaschen werden.
Nitrat hingegen ist wasserlöslich und daher auswaschungsgefährdet.
Ammonium wird aber im Boden über eine Zwischenstufe (Nitrit) zu Nitrat umgewandelt. Ein Umwandlungsprodukt von Cyanamid hat die Eigenschaft diese Umwandlung zu verlangsamen, so dass das Ammonium länger im Boden verbleibt und die Pflanze über einen längeren Zeitraum mit Stickstoff versorgt wird.

3. Herbizide Wirkung:
Das Cyanamid wirkt in den 1-2 Wochen in einer 2-3cm tiefen Bodenschicht als „Unkrautvernichter“, bevor es dann wie oben beschrieben zur Pflanzenernährung (Stickstoff) wird.
Die herbizide Wirkung ist vom Keimstadium bis die Unkräuter 2-3 Blätter haben am größten.

4. Fungizide Wirkung:
Im Boden befindliche Dauersporen von Pilzen werden am Auskeimen gehindert oder sogar vernichtet. Das Myzelwachstum wird gehemmt

5. Wirkung gegen tierische Schädlinge:
Schnecken/Schneckeneier werden vernichtet. Drahtwürmer oder Grasnarbenschädlinge geschwächt oder vertrieben.

Es ist also ein sehr vielseitiger Dünger, der allerdings immer mir Bedacht eingesetzt werden muss, da in den ersten 2-3 Wochen sicherlich kaum ein Samenkorn auflaufen wird und Jungpflanzen eingehen können.

mfg baki
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 24.03.2011 - 17:16 Uhr  ·  #2
Da ich hier leider nicht editieren kann (beitrag zu alt)
hier noch etwas, was ich gefunden habe

"... Unsere Empfehlung für Wiesen und Weiden:
Streuen Sie 300 bis 400 kg/ha Kalkstickstoff Perlka® im zeitigen Frühjahr (etwa zum Zeitpunkt der Forsythienblüte) auf feuchten Boden,
aber bei abgetrockneter Grasnarbe. Mit dieser Anwendung wird der Stickstoffbedarf für die ersten zwei Nutzungen sichergestellt und
zugleich eine optimale Zusatzwirkung gegen Weideparasiten erzielt.
Soll mit der Düngung speziell der Löwenzahn zurückgedrängt werden, streuen Sie den Kalkstickstoff erst, wenn in der Mitte der
Blattrosetten die Blütenknospen des Löwenzahns bereits sichtbar werden...."
Quelle:
http://www.kalkstickstoff.de/pdf/Produktratgeber.pdf
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 25.01.2014 - 14:17 Uhr  ·  #3
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 13:07 Uhr  ·  #4
Ich habe ein bisschen rumgelesen und bin auch auf die Anwendung im Kompost gestossen. Nun stellt sich mir die Frage, ob es dort nicht die ganzen Asseln , Regenwürmer etc abtötet. Hat jemand Erfahrung?
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 13:37 Uhr  ·  #5
Kommt drauf an, wann und wie du den anwendest.
Bei einer Anwendung kurz vor der Ausbringung des Kompostes sind diese Tiere ja schon lange nicht mehr da.
Was hast du denn gelesen?
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 13:40 Uhr  ·  #6
Das man auf eine ca 20cm dicke Schicht Kompost (ich nehme an frisch aufgeschüttet) den Kalkstickstoff streunen soll.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 14:19 Uhr  ·  #7
Achso, die Anwendung beim erstmaligen Aufsetzen eines neuen Komposthaufens.
Man liest ja häufig, dass dem Kompostmaterial Stickstoff und Kalk zugegeben werden soll. Mag sein, dass bei in einigen Fällen so ist, aber nicht immer. Wenn man das tun will, kann man das auch in Form von Kalkstickstoff tun.
Beim schichtweisen Aufbringen ist nicht das gesamte Kompostmaterial damit durchsetzt, so dass sich die giftige Cyanamidphase auch nicht auf den kompletten Haufen auswirken kann. Die Kompostierung kommt also trotzdem in Gang, man hat aber auch keine umfassende Abtötung von Unkrautsamen, Krankheitserrregern oder Schneckeneiern wie gerne suggeriert. Die Cyanamidphase dauert höchstens 2 Wochen an. Die größeren Tiere wandern erst in einer späteren Phase der Kompostierung ein, wenn es nicht mehr so heiß ist.

Grüße H.-S.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 15:50 Uhr  ·  #8
Hm, bei den Regenwürmern kann ich mir das vorstellen, die sitzen bei uns eher in den älteren Teilen des Kompost, aber die Asseln wuseln immer ganz oben bei den frischen sachen herum. Wenn man dann den Deckel aufmacht wollen sie alle in´s Dunkle und der Kompost lebt
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 16:15 Uhr  ·  #9
Das klingt aber nach einer Abfallsammelstelle und nicht nach einer frisch aufgesetzten Kompostmiete.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 16:23 Uhr  ·  #10
Viel Grünabfälle aus der Küche, Staudenschnitt, keine Gras.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 16:39 Uhr  ·  #11
Es geht nicht um die Zusammensetzung, sondern um die Befindlichkeit des Haufens.

Kalkstickstoff wird angewendet in dem Moment wenn ich alles das was sich mit der Zeit auf der Sammelstelle eingefunden hat mische und zu einer neuen Miete aufsetze. In dieser Miete läuft dann die Rotte in verschiedenen Stufen ab. Bis die größeren tierischen Organismen an der Reihe sind ist die Cyanamidphase lange vorbei.

Die Zugabe von Kalkstickstoff auf den üblichen Garten- und Haushaltsabfallhaufen (landläufig ebenfalls Kompost genannt) wird wohl nicht empfohlen. Man sollte Empfehlungen immer dort belassen, wofür sie ausgesprochen werden und nicht verallgemeinern oder auf andere, nicht verlgeichbar Verhältnisse übertragen.

Grüße H.-S.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 16:51 Uhr  ·  #12
Ah, nein, so einen großen Kompost haben wir nicht. Das Material von einem Jahr geht alles locker in einen Thermokomposter, der zweite ist dann zum Wechseln und Nachrotten.

Danke für deine Erklärungen, dann lasse ich den Kalkstickstoff schön aus den Kompostern raus.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 17:20 Uhr  ·  #13
Wenn du anteilig viele Küchenabfälle hast, wirst du wohl keinen zusätzlichen Stickstoff für den Kompost benötigen, wahrscheinlich auch keinen zusätzlichen Kalk. Falls du doch gelegentlich was streuen möchtest, sind Hornspäne und normaler Gartenkalk gut geeignet.
Ich gebe keine zusätzlichen Zutaten zum Kompost hinzu, weil ich auch reichlich Material aus der Küche und das Zeug aus dem Garten kompostieren, also keine Sondermaterialien wie Stroh, reines Laub, Holzhäcksel oder sowas.
Erst wenn der Kompost später als Düngung z. B. zum Gemüse soll, reichere ich ihn schon mal mit Hornspänen an.

Grüße H.-S.
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 26.01.2014 - 17:35 Uhr  ·  #14
Mache ich ähnlich.
Und Strauch- und Laubhäcksel kommen gleich als Flächenkompost in die Beete; dafür würde der Platz in den Kompostern nicht reichen.

Aber auf den Beeten werde ich Kalkstickstoff mal ausprobieren. Mal sehen, ob ich die Vogelmiere etwas eindämmen kann. Sonst müssen wir sie doch noch als Salat essen
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Re: Kalkstickstoff - der "Vielseitige"

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Gepostet: 28.03.2016 - 12:07 Uhr  ·  #15
Hallo
Ich möchte den Kalkstickstoff auf meine Wiese streuen, der durchsetzt ist mit kleinen Dodderblumen die sich wahnsinnig vermehren. Ich bekomme sie nicht in den Griff. Jedes kleine Wurzelteil entwickelt sich weiter. Da müßte doch der Kalkstickstoff im Wurzelbereich zugreifen und vernichten. Oder?
Gruß Siegfried
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