In Reih‘ und Glied -
High-Tech im Baumschulbetrieb

In den Schulen ist das Aufstellen in 2er-Reihe heute nicht mehr üblich, in der Baumschule dagegen sehr: Die Jungbäume - aber auch alle anderen Gehölze - stehen in den Baumschulen in Reih‘ und Glied so wie an einer kerzengeraden Schnur entlang aufgestellt. Wie machen die Baumschuler das nur - und vor allem warum?

Zweckmäßigkeit statt Optik
Auch wenn es schön aussieht, ästhetische Gründe haben die schnurgeraden Baumreihen in den Baumschulen nicht. Für einen Baumschuler ist es einfach nur zweckmäßig, wenn die jungen Bäume in gerader Reihe stehen. Die jungen Gehölze verbringen je nach Sorte zehn und mehr Jahre in der Baumschule und werden mehrfach verpflanzt bis sie ihre Verkaufsgröße erreicht haben. In dieser Zeit stehen sie aber nicht einfach nur in gerader Reihe da und wachsen, sondern erhalten sehr viel Aufmerksamkeit von ihrem Baumschuler. Sie werden gewässert, gedüngt, geschnitten und bei Bedarf gegen Schädlinge geschützt. In einer Baumschule mit mehreren tausend Bäumen ist das mit viel personellem und zeitlichem Aufwand verbunden. Damit diese Arbeiten so effizient wie möglich durchgeführt werden können, braucht auch der Baumschuler technische Unterstützung. Vom Pflanzen über die Pflege bis zur Rodung und Verladung stehen den Gehölzexperten Spezialmaschinen zur Verfügung, um die fehlende menschliche Arbeitskraft zu ersetzen. Für den effektiven Einsatz dieser Maschinen ist es erforderlich, dass die Gehölze in ganz geraden Reihen mit festgelegten Abständen stehen.

Vorausschauendes Pflanzen
Ihre „Baby-Jahre" verbringen die späteren Bäume teilweise auch im schützenden Gewächshaus. Wenn sie nach einigen Jahren groß genug sind, um ins Freiland verpflanzt, oder wie der Baumschuler sagt „verschult", zu werden, kommt nach einer sorgfältigen Vorbereitung der Pflanzfläche vielfach die Pflanzmaschine zum Einsatz. Die Jungpflanzen werden per Hand in die Maschine eingelegt, dort durch eine Pflanzfurche geführt und dann gesetzt und angedrückt. Der Reihenabstand und die Pflanztiefe lassen sich individuell nach Erfordernis einstellen. Die meisten Baumschulen benutzen für die Steuerung sogar Lasergeräte. Schlepper und Maschinen werden dabei mit Hilfe eines Laserstrahls in gerade Reihen gelenkt. Der Baumschuler wählt den Abstand zwischen den Reihen groß genug, um später mit seinen Maschinen, wie zum Beispiel einer Arbeitsbühne beim Schneiden der Bäume, durch die Reihen fahren zu können, ohne die Pflanzen zu beschädigen. Auch für eine computergesteuerte Wasserversorgung der jungen Gehölze mit einer ausgeklügelten Bewässerungstechnik ist es wesentlich einfacher, wenn sie ganz ordentlich in Reih‘ und Glied gepflanzt wurden. Baumschulen setzen nach Möglichkeit auf die mechanische Unkrautbekämpfung, statt gegen Brennnesseln und Co. zu spritzen. Auch dafür ist das Pflanzen in Reih‘ und Glied sehr wichtig. Nach ein paar Monaten oder Jahren müssen die Jungbäume nochmals verschult werden, um ihr Wurzelwerk kompakt zu halten. Der Einsatz von Ballenschneidern, Verschulmaschinen und Ladekränen braucht Platz damit die Gehölze nicht bei der Arbeit beschädigt werden. Auch das hat der Baumschuler bereits bei der Pflanzung berücksichtigt.

Qualität durch Abstand
Der Abstand zwischen den einzelnen Pflanzen wie auch zwischen den Reihen ist für den Baumschuler aber nicht nur aus praktischen Gründen wichtig - auch für die Qualität ist er von Bedeutung. Je mehr Platz die jungen Pflanzen beim Wachsen haben, desto kräftiger werden sie. Somit ist Pflanzweite, die insbesondere bei größeren Gehölzen von Bedeutung ist, ein wichtiges Qualitätskriterium für einen Baumschuler. Weitere Regelungen der Allgemeinen Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen geben dem Fachmann Vorgaben u.a. dafür, wie oft ein Gehölz verschult werden und auf welche anderen Qualitätsmerkmale geachtet werden muss. Ziel aller Kulturmaßnahmen in den Baumschulunternehmen ist es, qualitativ hochwertige Gehölze zu kultivieren, die beim Verwender zügig weiterwachsen.
Der Kunde in der Baumschule hat es da leichter, denn er muss sich nicht mit einer Vielzahl von Qualitätskriterien und deren Abkürzungen auseinandersetzen. Der Gartenfreund, der seine Pflanzen in einer Baumschule kauft, kann sich einfach darauf verlassen, dass er im Facheinzelhandel der Branche die beste Qualität bekommt. Einige der Baumschulen, die Mitglied der berufsständischen Vereinigung Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. sind, dokumentieren die gute Qualität ihrer Gehölze zusätzlich durch das Qualitätssiegel „Deutsche Markenbaumschule". Mit dem Führen dieses Zeichens wird zugleich dokumentiert, dass Umweltschutz und nachhaltige Erzeugung wichtige Kriterien für die Baumschulbranche sind. Facheinzelhandelsbetriebe, die sich auf den Verkauf ihrer Gehölze an Privatpersonen spezialisiert haben, haben sich im Hinblick auf ihre Produkte und Leistungen ebenfalls zu einem hohen Qualitätsstandard verpflichtet. Einige von ihnen dokumentieren ihre Produkt- und Servicequalität unter anderem durch die erfolgreich abgeschlossene Prüfung als „GartenBaumschule". Auch im Facheinzelhandel hilft eine ausgeklügelte Technik bei der Versorgung und Pflege der zum Verkauf präsentierten Gehölze, die hier natürlich die Formation in „Reih' und Glied" verlassen und sich mit einer Vielzahl von Partnern so darstellen, wie sie sich später auch im Garten präsentieren.

BdB