Moin,
dann kann Deine Frage nicht ohne weiteres beantwortet werden, weil das Thema viel zu komplex ist. Wenn ich mir Deine Beiträge ansehe, kommt mir auch der Verdacht, dass Du eventuell "Sortenschutz" mit "Patent" gleichsetzt.
Selbstverständlich wurde jede in Kultur befindliche Pflanze irgendwann mal aus der Natur entnommen. Für einen Großteil der Nutzpflanzen lässt sich die Herkunft aber überhaupt nicht mehr feststellen. Bei Zierpflanzen ist es da etwas anders. Die Entnahme ist z.B. im Fall der Erdbeere schon über 200 Jahre her. Da kann niemand mehr zur Rechenschaft gezogen werden.
Mit Deiner Annahme, dass die Züchter von sortengeschützten Pflanzen diese einfach der Natur entnehmen, liegst Du nicht ganz richtig. Für Naturentnahmen besteht in den meisten Fällen überhaupt kein Bedarf mehr, da das Zuchtmaterial für Pflanzen, für die später einmal der Sortenschutz geplant ist, meistens schon lange in Kultur ist. Sortenschutz wird auch meist nur für Pflanzen beantragt, die für die Massenproduktion gedacht sind, also Schnitt-, Beet- und Balkonblumen, Getreide, Obst und Gemüse. Diese Sorten sind teilweise schon so komplex, das man nicht mal mehr die Ursprungsarten erkennen, geschweige denn die Herkunft nachvollziehen kann.
Das die Zucht dieser Pflanzen teilweise sehr lange braucht, von der 1. Generation bis zur Marktreife und viel Geld erfordert, wurde hier ja schon erörtert. Bei Rosen oder Rhododendron kann es schon mal 15 Jahre dauern. Das entspricht dann tatsächlich dem Schutz des geistigen Eigentums und ähnelt dem Copyright in der Kunst.
Der Unterschied ist, das der Sortenschutz nach 25 bzw. 30 Jahren ausläuft. Danach darf jeder diese Pflanzen produzieren und vermarkten ohne dem Züchter Geld zu überweisen. Das ist beim Copyright nicht der Fall.
Meine Frage nach einem konkreten Fall ist aber nicht unberechtigt gewesen, weil es Unterschiede gibt. Im Zierpflanzen-Bereich kenne ich Pflanzen-Arten, die sortengeschützt sind, die aber sicher noch nicht sehr lange in Kultur sind. Da ist die züchterische Bearbeitung noch nicht so weit fortgeschritten. Hier wurden von den Produzenten oder einem gärtnerischen Forschungs-Institut die Pflanzen ausgesät, vermehrt, die einzelnen Typen gekreuzt, in mehreren Generationen gesichtet und die für die Produktion besten ausgelesen. Auch das nimmt Zeit in Anspruch und sollte bezahlt werden.
Ein Fall, der mir bekannt ist, ist das australische Fuchsschwanzgewächs Ptilotus. Eine Gartenbau-Fakultät in Deutschland hat die Pflanzen am Standort gesammelt, mit Erlaubnis der australischen Behörden, gesichtet und dann an einen Betrieb für Meristemkultur weitergegeben. 10 % der Erlöses der sortengeschützten Pflanze geht dann wieder nach Australien. So viel ich weiß, wird das in Deutschland für neue Zierpflanzen immer so gehandhabt. Wie Jungpflanzen-Firmen in anderen Ländern das machen, weiß ich nicht.
Aber hier sorgt der Sortenschutz eben dafür, daß das Institut und die angeschlossene Jungpflanzen-Firma nicht die ganze Arbeit umsonst gemacht haben, also Geld damit verdienen können. Das Herkunftsland bleibt aber auch nicht aussen vor. Was dort mit dem Geld gemacht wird, entzieht sich dann aber sicher dem Einfluss der hiesigen Vermarkter.
Wissenschaftliches Pflanzenmaterial aus botanischen Gärten, das sehr oft in der Natur gesammelt wurde, darf gar nicht veräussert werden, genau aus den Gründen, die Du insgesamt bemängelst. Das wird im "The International Plant Exchange Network" geregelt und strikt eingehalten.
Was auch schon gesagt wurde und im
Sortenschutzgesetz geregelt ist, ist die Erlaubnis der Vermehrung durch Privatpersonen. Der Sortenschutz bezieht sich nur auf die kommerzielle Produktion!
Das Erdbeeren mit der Zeit schwächer werden, liegt an ihrer Lebensweise und hat auch oft mit Schädlingen zu tun. Vor allem durch Blattläuse werden Viren übertragen, die die Pflanze stark schwächen. Dazu kommen dann noch bodenbürtige Pilze usw.usf. Die großen Jungpflanzen-Firmen haben Labore, in denen sie die Sorten immer wieder von Viren und anderen Pathogenen durch die Meristemkultur reinigen können. Die Erdbeere hat sich in der Natur durch die Ausläufer an einen ständigen Wechsel ihres Wuchsortes angepasst. Sie sucht sich also immer neue Standorte und lässt die alten Pflanzenteile hinter sich absterben. Sie verjüngt sich also in kürzeren Abständen immer wieder neu. Das hat mit den Züchtern jedenfalls überhaupt nichts zu tun. Wenn Du es schaffen würdest, die Pflanzen vor allen Schädlingen und Krankheiten frei zu halten und sie regelmäßig durch junge Ausläuferpflanzen zu verjüngen, würdest Du mit diesem Obst überhaupt keine Probleme haben......... ist im Garten aber utopisch. Man kann sogar froh sein, dass man sie immer wieder gesund nachkaufen kann. Auch der Unterhalt der Labore kostet Geld!
So, mehr fällt mir gerade dazu nicht ein