Gedanken zu Ernteresten...

 
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Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 27.09.2011 - 10:59 Uhr  ·  #1
... und unserem Umgang mit Lebensmitteln. Das Thema ist nicht neu, gibt auch im Forum schon paar Threads mehr oder weniger dazu (zum Beispiel den hier oder den). Ich muss mir das jetzt trotzdem von der Seele labern und würd gern hören, bzw lesen, was ihr davon haltet.


Hab grad Karotten für’s Mittagessen geschnitten. Dick, lang, orange-rot, perfekt. Wenn ich mir da überlege, was wir aus dem eigenen Garten für krumme Dinger ernten…

Wie viele krumme Möhren wurden angebaut und geerntet, damit ich diesen Beutel mit wunderschönen, gleichförmigen, perfekten Karotten kaufen konnte?

Tatsächlich ist es so, dass häufig bis zur Hälfte der Ernte verworfen wird, weil sie irgendwelchen Schönheitsidealen nicht entspricht. Tomaten haben den falschen Rotton, Gurken sind zu krumm, Kartoffeln zu klein. Bei den Karotten ist der Schnitt da gar nicht mal so schlecht - ungefähr 70% kommen direkt in den Handel, der Rest wird zu Viehfutter oder Saft verarbeitet - oder bleibt auf dem Feld. Bei Salat etwa wird gleich die Hälfte aussortiert.

Welche Kriterien Obst und Gemüse zu erfüllen hat, ist in Richtlinien vorgegeben.
Einige dieser Richtlinien werden EU weit geregelt. Derartige EU-Richtlinien zu Form und Größe von Obst und Gemüse sollen hauptsächlich sicherstellen, dass eine Klassifikation möglich ist. Der Händler weiß, wie er seine Ware deklarieren soll, der Kunde weiß, was er bekommt, Kontrolleure wissen, worauf sie achten müssen. Auch die industrielle Verarbeitung ist leichter, wenn man beim Einkauf bereits weiß, wie das gekaufte Gemüse aussieht und welche Maschinen es verarbeiten können. Allerdings verstehe ich nicht, weshalb Produkte, die nicht der Norm entsprechen, weggeworfen werden, statt sie (meinetwegen mit einer anderen Kennzeichnung) zu verkaufen. Auch dann weiß der Kunde, was er kauft. Eben krumme Gurken. Zudem sollte es doch irgendwie möglich sein, die verarbeitenden Geräte so anzupassen, dass sie variable Gemüsegrößen akzeptieren und "handeln" können, statt aberwitzig viele Tonnen Lebensmittel in den Müll zu befördern (oder wenigstens zu Tierfutter zu verarbeiten).
2008 wurden viele EU-Richtlinien im Zuge einer Entbürokratisierung wieder gekippt. Geändert scheint sich seither nicht viel zu haben.

Böden werden gnadenlos überdüngt, damit sie immer noch höhere Erträge abwerfen – und dann wird die Hälfte dieser Erträge gleich wieder untergegraben, weil man sie ohnehin nicht verkaufen kann.
Von dem, was im Handel landet, wird wiederum ein großer Teil weggeworfen, weil die Kunden bis Geschäftsschluss volle Regale mit perfekten Waren erwarten - auch beim Obst. Der größte Wegwerfer aber sind wir selber, die Endkunden. Da kann ich mich selbst leider nicht ausnehmen. Die schönste Tüte Äpfel im Laden ausgewählt, eingelagert, vergessen, weggeworfen. Dumm.

Einen Mangel hatten sie doch, meine wunderschönen Karotten. Sehen aus wie das Bild einer Karotte, nur leider hat jemand den Geschmack vergessen.
Wenn wir unsere Ernte tatsächlich einigermaßen vollständig verwerten würden, vielleicht wäre dann wieder Platz für andere Sorten? Sorten, die nicht perfekt aussehen, keine EU-Normen erfüllen, aber dafür schmecken? Das wäre nicht nur im Sinne der Sortenvielfalt, die an sich schon ihres großen Potentials für die Lösung künftiger Probleme wegen erhaltenswert ist (wer weiß schon, welchen Schädlingen die Pflanzen künftig die Stirn bieten müssen, welchen Boden-, Licht und Wasserverhältnissen und Ansprüchen der Verbraucher sie genügen müssen? Wär schade, wenn die Sorte, die die Eigenschaften für die Lösung eines solchen Problems birgt heute ausstirbt, weil ihr Potential noch nicht erkannt wurde...) sondern auch im Sinne der Verbraucher. Vielleicht wäre sogar Raum für andere Anbaumethoden – könnte man tatsächlich mehr Prozent der Ernte verkaufen, wäre es möglich, bei gleichem Preis schonendere Anbaumethoden zu praktizieren. Wir könnten eigentlich auch fairere Preise zahlen, wenn wir tatsächlich nur das kaufen würden, was wir auch essen. Für unsere Natur, für gesunde Böden und nicht zuletzt für weniger Gift und dafür mehr Geschmack im Essen. Das klingt jetzt sehr pathetisch. Aber, ganz ehrlich, das kann doch alles nicht wahr sein?!

Kann doch nicht sein, dass kleine Kartoffeln, krumme Gurken und Äpfel, die nicht perfekt rund gewachsen sind, weil ein Zweig im Weg war, im Abfall landen. Kann doch nicht sein, dass 40-50% der Kartoffelernte weggeworfen werden, bevor sie auch nur auf die Märkte kommen.

Es heißt immer, der Konsument bestimmt den Markt. Ich würd auch kleine Kartoffeln und krumme Möhren kaufen, aber im normalen Handel sind die nicht zu kriegen. Wie geht ihr damit um? Habt ihr schon versucht, andere Wege zu gehen, die Produzenten vielleicht direkt gefragt oder gibt es bei euch in Hofläden und so was Möglichkeiten, die Reste zu nutzen?
Ich werd jedenfalls versuchen, zumindest den Berg weggeworfener Lebensmittel etwas zu verkleinern. Mal sehn, wie das klappt.


Noch ein paar Links:
Taste the Waste
Sendung vom wdr
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 27.09.2011 - 12:23 Uhr  ·  #2
Bei dem Hofladen, wo ich immer das Grünzeug für meine Tiere abhole,
gibt es auch kleine Kartoffeln, krumme Möhren und Gurken, Spargel -
Bruchstücke, komisch aussehende Steckrüben usw.

Das wird da als 2.Wahl verkauft und der Geschmack stimmt auch.
Und der Geldbeutel wird auch geschont!
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 27.09.2011 - 12:38 Uhr  ·  #3
Ich habe im Garten eine Cox Renette. Die trägt unheimlich viele Früchte - darunter aber auch recht viele kleine Äpfel. Die würden keiner Norm genügen, obwohl sie wunderbar rotbackig, fest und absolut lecker sind. Schade um solche Früchte, die im gewerbsmäßigen Anbau nie den Weg in den Laden finden würden.
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 27.09.2011 - 21:32 Uhr  ·  #4
Da ich ja auch ab und zu bei einem Obst Bauern Helfe (?) müsste mir das ja eigentlich alles auch azffallen, aber es werden ja nicht nur kartoffeln die zu klein sind aussortiert auch welche die zu groß sind kommen nicht in den Laden oder auffem Markt (die größte ich gesehen hatte war größer wie ein Hundekopf ), ich sehen bei dem aber auch einen riesigen Berg an Sachen die sich nicht verkaufen lassen. Unsere Wohlstandsgesselschafft *Kopfschüttel Smilie Fehlt*.
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 27.09.2011 - 21:52 Uhr  ·  #5
hallo,
es ist alles richtig, was hier steht und ich will nicht falsch verstanden werden.

Nichts und niemand wird daran etwas ändern, daß Müll ein Markt ist und wie ich denke, ein ziehmlich goldener noch dazu. Es verdienen zu viele daran, als daß sich etwas ändern könnte und so kommt es zu diesen unsinnigen EU-Verordnungen. Der Markt beginnt beim Verbraucher natürlich mit dem Kauf der Kartoffeln und dem Verbrauch bis hin zur Entsorgung der nicht verbrauchten kleinen schrulligen Kartoffeln. Dazu werden noch Bio-Tonnen gereicht, deren Umweltgedanke eher zweitrangig ist.

Ich bin anders erzogen worden und auf einem Bio-Hof groß geworden, auf dem auch Vieh gehalten wurde. Mein Onkel hat alles verwertet.
Mein Vater hat bei der Apfelernte im Garten aber immer einen Apfel am Baum belassen: "Der ist für den Gärtner.", hat er dann gesagt. Alles wurde verarbeitet und was ins Schweinefutter kam, war Goldstaub. Wir sind als Kinder als Erntehelfer auf die großen Felder mit gegangen und durften Futterrüben, Kohl, Kartoffeln mitnehmen, das Fehler hatte für die Tiere. In den Sommerferien waren wir dann zur Obsternte und neben einem kleinen Lohn war auch immer Obst mit dabei, was man eben im Garten nicht so selbst hatte, was man dann stolz nach Hause brachte, weil jeder sich darüber freute.

Heute ist das alles nichts mehr Wert.

Grüsse
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 02.10.2011 - 10:06 Uhr  ·  #6
Auch ich kenne einen etwas anderen Umgang mit Lebensmitteln.
Was sind wir noch zu meiner Schulzeit im Herbst über den Kartoffelacker gekrochen, um Kartoffeln zu sammeln, die wichtig für die Ernährung waren. Oder eben als Tierfutter dienten.
Meine Mutter betrieb Vorratswirtschaft. Alles wurde irgendwie verwertet, weil eben der DDR-Handel kaum bis gar nicht in diesem Umfang Obst und Gemüse angeboten hat, wie das heute üblich ist. Der Garten wurde intensiv genutzt, sehr zum Leidwesen von uns Kindern. Denn Unkrautbekämpfung mussten wir regelmäßig mit machen.

Wenn ich dagegen heute die Warenvielfalt sehe, die Einheitsnormen ... es ist nur traurig. Zumal viele Menschen sich diesen Luxus vielleicht gar nicht wünschen. Ich brauche im Winter keine frischen Erdbeeren.

Ganz begeistert war ich im letzten Winter, als endlich einmal farbige Kartoffeln im Angebot waren. Die letzten paar wurden im Frühjahr in die Furche gelegt und haben uns wenigstens ein paar frische Bunte beschert. Lecker.
Ich selbst versuche, möglichst viel Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und regionaler Anbieter zu nutzen. Und extrem krumme Möhren finden bei mir zwei pelzige Liebhaber sehr lecker! Mit Grün!
kdb
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 02.10.2011 - 11:29 Uhr  ·  #7
wegwerfen, unterpflügen, vergammeln lassen?

ja, da gäbe es ne menge zu erzählen. Beispiele gefällig?

vorgestern hab ich eine große kiste quitten geerntet und weggebracht. Das pflegheim der diakonie, der küchenchef - nee danke, das zu verarbeiten fehlt uns die zeit, äpfel, birnen, pflaumen, gerne.

bei den nonnen hat gleich gar niemand aufgemacht.

aber die von der tafel haben sich riesig gefreut. da standen so viele leute rum, die da begeistert meinten, oh schau, birnen. ich sagte im vorbeigehen, nee quitten, antwort, oh birnen. naja

eine bekannte von uns, alg 2 empfängerin. wir haben sie angerufen - willste quitten haben? nee, die sind so schwer zu verarbeiten. sie kommt her, wir sind beim schmalz auslassen aus rückenfett ( das gibts ja preiswert beim schlachter), sie kriegt grosse augen und geht mit einem glas voll wieder nach hause. wir machen apfelmus (aus aufgesammeltem obst , also kostenlos), sie kommt, kriegt grosse augen, geht mit 2 gläsern apfelmus nach hause.
auf unseren hinweis, schau mal an der landstrasse oder auf dem feldweg, da stehen so viele apfel- pflaumen- und birnbäume, da kannste dir jede menge aufsammeln und verarbeiten - nee, das schaffe ich doch nicht.

und da wundern wir uns über das weggworfene diekt beim hersteller und beim einzelhändler?

kdb

p.s. loony moon, schau mal hier wegen farbigen kartoffeln oder alten, seltenen sorten
http://www.erlesene-kartoffeln.de/
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 02.10.2011 - 11:57 Uhr  ·  #8
hallo kdb,
mmmmmmh Quitten. Ich habe schon seit 10 Jahren keine Quitten mehr gehabt. Wir mußten den schönen Garten nach über 40 Jahren abgeben. Da gab es die leckersten Quitten.... das Quittengelee und Quittenmuß meiner Oma werde ich nie vergessen. Ich habe seither nichts Vergleichbares gefunden.

Es wirkt eben heut zu tage der Commerz: der Kunde soll billig abgespeist werden und dann auch noch zufrieden sein. Es gibt den Begriff 'Verbraucher' nicht im Sinne von 'Kunde König', sondern eben anders herum: 'Commerz Verbrauch(t)er'.

Für die Stiege Quitten hätte ich dir einen hohen Preis bezahlt, nicht weil ich kaufsüchtig wäre, sondern aus Dankbarkeit und Invest für das Pflegejahr bis zur nächsten Ernte, denn sowas Wertvolles muß man hüten.

Liebe Grüsse
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 02.10.2011 - 12:50 Uhr  ·  #9
Da wäre es doch im Kleinen anzufangen:

Müssen Tomaten, Gurken, Paprika im WINTER sein???

Ich bin schon seit Jahren dagegen, Gemüse und Obst zu kaufen, daß nicht aus der Region bzw. der Jahreszeit entsprechend ist! Und Tomaten kommen bei uns nur auf den Tisch, wenn die aus dem eigenen Garten sind, alle Gekauften sind nicht halb so lecker!

Genauso kaufe ich mir jedes Jahr im Herbst Lagergemüse - da gibt's sooooo viele Sorten, die man gut im Keller einlagern kann für vernünftige Preise, um den ganzen Winter über versorgt zu sein ... die Leute früher haben doch nix anderes gemacht ... auch bin ich mit den Kindern jedes Jahr im Spätsommer / Herbst im Wald zur Beerenernte und zur Pilzernte - beides wird dann sofort verarbeitet und getrocknet und der Winter kann kommen.

Leider hat der moderne Mensch der Nachkriegszeit verlernt, wie das Einlagern, Einkochen, Einmachen funktioniert! Die User hier im Forum denken da noch anders! Ebenso die alten Leute, die - wie meine Schwiemu immer sagt - die "schlechte Zeit" direkt nach dem Krieg mitgemacht haben!

Aber bei Konsumenten meiner Generation sind es leider die wenigsten, die wissen wollen, WAS sie da essen!

Apropos Karotten:

Welcher Konsument möchte denn Karotten verarbeiten, die 2 oder mehrwurzelig sind? Da bekommen die meisten doch schon die Krise, wenn die solches Gemüse schälen müssen?
kdb
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 02.10.2011 - 13:21 Uhr  ·  #10
unser bauer, wenige kilometer von uns entfernt, verkauft die nicht einwandfreien möhren als futtermöhren, 8 euro für 25 kg. da kann man sich bestens bevorraten, sowohl zum einmieten als auch zum einkochen und einfrieren. ach ja, zum frischverbrauch natürlich auch.

kdb
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 02.10.2011 - 18:13 Uhr  ·  #11
Danke für den Link kdb.


Mir ist auch aufgefallen, dass viele sich kaum den "Luxus" leisten, selbst Gemüse zu putzen und weiter zuzubereiten. Ist ja auch einfacher, eine Tüte Tiefkühlkost als Komplettnahrung zu kaufen. Nur was man da an Zusatzstoffenm noch mit isst ... bäh.

Selbst putze ich mein Gemüse, koche selbst und seitdem wir kaum noch Fleisch essen, geht es mir gesundheitlich sehr gut. Vielleicht sollte man für seine Gesundheit solche Dinge auch mal stärker betrachten.

@rouge: Wohl dem, der einen Keller hat, wo man Gemüse einlagern kann. Ich mache es meist so, dass ich Suppengrün in Massen kaufe, putze, blanchiere und einfroste. Für Kartoffelsuppe reicht es damit bis ins Frühjahr.
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 03.10.2011 - 20:57 Uhr  ·  #12
Svenja du hast recht bei meiner Großmutter gibt es auch immer so schöne leckere sachen die meisten aussem Garten
Apfelmus mit ein wenig Anis, ist richtig lecker und frei von Farb- und Aromastoffen

@kdb
Ich hätte dir auch die Quitten abgenommen, aber ob ich dann noch platz hätte zum lagern?
Der Link ist super, wenn man jetzt noch nen Garten hätte zum anbauen
Azubi
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 03.11.2011 - 11:40 Uhr  ·  #13
Was bei uns im Dorf übrig bleibt, spenden wir an die Tafel. Die freuen sich über jedes Gemüse, auch wenn es nicht perfekt rund oder mit kleinen Schrammen ist.
So bekommt das ganze noch einen schönen Sinn und es verdirbt nichts.
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 03.11.2011 - 11:47 Uhr  ·  #14
das ist definitiv ein guter Weg!
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Re: Gedanken zu Ernteresten...

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Gepostet: 03.11.2011 - 20:52 Uhr  ·  #15
Hallo Snif,

die Inhalte der von dir angegebenen Links sind ja nicht unumstritten. Ich habe mal so auf die Schnelle nur das gefunden: http://www.ehi.org/nc/pressemi…-jahr.html
Vor wenigen Wochen gab es in einer Zeitung einen Statistikbericht über Lebensmittelverluste. Ich finde ihn leider nicht wieder. Da wurde deutlich, dass der Verlustanteil im Einzelhandel trotz auch Samstags Abends voller Regale doch relativ gering ist. Da ich ein wenig Einblick in die Abläufe eines sehr großen Lebensmittelmarktes hier bei uns habe, konnte ich das auch nachvollziehen.
Nun kommt hinzu, dass der Anteil frisch vermarkteter Lebensmittel im Vergleich am Gesamtverzehr relativ gering ist (unterschiedlich in den Produkten natürlich). Daher ist bei diesen Frischprodukten der Verlust höher als die Menge die sich auf die Gesamtheit der Lebensmittel bezieht.
Bei "Taste the Waste" wird mit für mein Empfinden zweifelhaften Formulierungen gearbeitet. Z. B. "Verluste von bis zu 50%" gibt es halt immer wieder mal, auch 100% wenn ein Salatacker mal schoßt. Sie suggerieren aber, dass das ein Durchschnittswert sei.
Und die Verluste beim Produzenten landen natürlich nicht "auf dem Müll", sondern werden untergepflügt, gehen in die Tierernährung oder in die Biogasanlage. Ich finde, das ist ein Unterschied.

Auch werden wieder mal Bereiche vermengt, die nicht unbedingt was miteinander zu tun haben:

Im industrialisierten Anbau ist die Ausschußquote wesentlich geringer als im Kleinanbau.

Die höchsten Verluste hat die Frischmarktproduktion. Wer also Fertiggerichte kauft, vermindert Verluste.

Die EU-Norm, dass Gurken gerade sein müssen, ist vom Tisch. Trotzdem gibt es im Handel keine krummen Gurken, es will sie schlichtweg keiner.

Wer Gemüse anbaut sollte sich davor hüten, seine Böden "gnadenlos zu überdüngen", da geht die Qualität schnell zum Teufel.

Die größten Verluste hat uns dieses Jahr die unsägliche Berichterstattung über EHEC und die irrationale Reaktion sehr vieler Verbraucher beschert. Da knabbern die Anbauer heute noch dran.

Wir haben halt eine gewisse Überproduktion, aber die gewährleistet auch die Versorgungssicherheit die wir so sehr genießen.

Ich bedauere sehr, dass die echte "Frische Vollmilch", die nur pasteurisiert war, nahezu vom Markt verschwunden ist. Die Umstellung auf hocherhitzte Milch verringert aber sicher die Verluste im Handel.

Habt ihr schon mal drüber nachgedacht, wie groß die Verluste bei der Herstellung tierischer Nahrungsmittel sind ? Ein Bekannter von mir, gelernter Metzger, war einige Jahre seines Berufslebens Klassifizierer in einem Schlachthof. Er sagte sinngemäß: Wenn ich sehe, wieviel da verworfen wird und welche Anteile eines Tieres nicht verwertet werden weil jeder nur die besten Stücke will, möchte ich heulen.

Natürlich sollte jeder bei sich darauf achten, dass er bewußt einkauft, vor allem nicht mehr als auch verwendet werden kann. Sonderangebote verleiten da gelegentlich zur Unbedachtsamkeit. Es gab mal eine Studie die besagte, dass von knappen Lebensmitteln am meisten weggeworfen wird, wegen der Vorratskäufe.

Ach ja, und auch in Ostdeutschland verfault inzwischen das Obst auf und unter den Obstbäumen. Auch dort hat die moderne Lebensart umfassend einzug gehalten bei der so profane Dinge wie der Umgang mit Lebensmitteln nur mehr sehr am Rande interessiert.

Aber bei der Diskussion darum sollte man schon sehr aufpassen, nicht Äpfel mit den berühmten Birnen zu vergleichen oder sich vor einen Karren spannen zu lassen der ganz was anderes geladen hat.

Grüße H.-S.
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