In bester Gesellschaft

In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten will man sich wenigstens zu Hause gern mit Schönem umgeben. Nach dem "Cocooning" (frei übersetzt: "zu Hause einkuscheln") rückt jetzt das so genannte "Homing" nach. Außer den eigenen vier Wänden wird nun auch das Lebensumfeld nach draußen erweitert und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Terrasse und Garten, so individuell wie das Wohnzimmer, spiegeln die Persönlichkeit der Besitzer wider und dienen als eigene Wohlfühloase, in die man gern einen ausgewählten Personenkreis einlädt. Beim "Clanning" trifft man sich mit Gleichgesinnten, schwelgt gemeinsam im Blütenrausch und tauscht sich über sein liebstes Hobby aus: den Garten.

Noch vor wenigen Jahren konnte jeder, der auf die Frage nach seiner Lieblingsbeschäftigung die Arbeit und den Aufenthalt im Garten angab, fest damit rechnen, entweder als sehr bescheiden und anspruchslos zu gelten - oder schlimmer noch, in den Augen seines Gegenübers "Du Spießer!" zu lesen.

War das Beackern der eigenen Scholle in der Nachkriegszeit schlichte Notwendigkeit, weil es die Versorgung mit Kartoffeln, Obst und Gemüse sicherte, so sollte der Garten in den 60er- und 70er-Jahren vor allem eines sein: pflegeleicht! So sahen die meisten Gärten dann auch aus: Rasen, Koreatanne und Waschbetonterrasse. Der immergrünen Ödnis hinter dem Haus begegnete man in den 80ern mit dem Säen von Wildblumenwiesen und überließ Mutter Natur den Rest. Die bunten Blüten ließen sich aber leider nur von Weitem bewundern, denn betreten durfte man die blühende Pracht nicht.

Wer in das eigene Fleckchen Grün investiert, liegt im Trend. Bis 2010 wird es rund 20 Prozent mehr Eigenheime mit eigenem Garten geben, so eine Prognose im Rahmen einer Studie des Münchner Instituts für Freizeitwirtschaft. Das Gärtnern hat einen wundersamen Wandel in der gesellschaftlichen Anerkennung erfahren. Das zeigen auch die gut besuchten Gartenfestivals, Pflanzenmärkte und Raritätenbörsen. Die neuen Gartenfreunde reisen zu den Schätzen der europäischen Gartenkunst, kaufen verschiedenste Sorten Duftgeranien und träumen vom perfekt gestalteten eigenen Garten hinter dem Haus.

Eben noch hoffnungsfroh mit stilvollen Accessoires wie ledergefütterten Gummistiefeln und neuen Gartenmöbeln nach Hause zurückgekehrt, lässt so mancher Gartenbesitzer angesichts des eigenen in die Jahre gekommenen Gartens jedoch die Schultern hängen. Ein Blick nach draußen macht deutlich: Hier muss mehr passieren als nur ein paar Schönheitskorrekturen.

Mit Do-it-yourself kommt man da nicht richtig weiter, trotz funkelnder Ideen und Dutzender gelesener Gartenbücher. Kein Grund zur Verzweiflung: Hinter einer gelungenen Gartenanlage steckt immer der kluge Kopf eines Fachmanns, damals wie heute. Auch Joséphine Bonaparte, die Rosenkaiserin Frankreichs, kam ohne Fachleute nicht aus. Ohne findige Gärtner wäre ihr persönliches Gartenparadies Malmaison nie entstanden.

Der Fachmann für moderne Gartenträume ist der Landschaftsgärtner. Mit seiner Hilfe entstehen eine schattige Laube, ein gepflasterter Sitzplatz in der Abendsonne vor einem breiten Staudenbeet in flammenden Farben und ein plätscherndes Wasserspiel. So sieht ein würdiger Rahmen für die neuen italienischen Terracottakübel aus! Und ist der neue Lieblingsort erst einmal fertiggestellt, ist der "Tag der offenen Gartenpforte" eine Art Gartenfestival en miniature und die beste Gelegenheit, sein grünes Schmuckstück einmal herzuzeigen. Und das Beste daran: Es ist das eigene: "Mein Garten! Mein ganzer Stolz! Von mir gehegt und gepflegt. Vom Landschaftsgärtner sag ich nix. Höchstens meiner besten Freundin. Vielleicht."

Quelle: BGL