Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sinn?

 
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Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sinn?

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Gepostet: 31.12.2015 - 17:09 Uhr  ·  #1
Meine Mutter hat ein Stückchen verunkrautete Streuobstwiese, auf der eigentlich immer etwas blüht (, besonders fleißig natürlich die kanadische Goldrute, aber das ist ein anderes Thema). Auf jeden Fall denke ich, daß für die Insekten nach der Baumblüte immer irgendetwas da ist. Da in den vergangenen Jahren die Insekten aber zunehmend immer früher unterwegs sind (Hummeln schon im Februar), hatte ich mich gefragt, ob ich irgendwie die Lücke zwischen Februar und April schließen könnte, und mir sind für diese Zeit nur Zwiebelblüher eingefallen (für frühblühende Sträucher, etc., ist kein Platz). Ich denke aber, daß die meisten Zwiebelpflanzen nicht streng genommen als einheimisch gelten, daher weiß ich nicht, ob ich sie in der freien Natur pflanzen darf/soll?
Die Schneeglöckchen-Art aus dem Baumarkt, die als einzige einigermaßen bezahlbar ist, ist streng genommen angeblich nicht einheimisch. Tulpen ja ohnehin nicht, Muscari auch nicht. Und dann verläßt mich meine Phantasie auch schon. Sind Krokusse und Narzissen einheimische Pflanzen? Vermutlich doch auch nicht. Aber es muß doch einheimische Blumen geben, die zwischen Februar und April blühen?

Auf der Streuobstwiese sind ohnehin schon ein paar Narzissen und Krokusse verschleppt und damit quasi ausgewildert. Aber mich interessiert die Frage einfach im Grundsatz. Welche Blumen wären eine geeignete Bienenweide für die Zeit von Februar bis April und gelten auch unter den strengsten Naturschutzregeln als einheimisch?
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Re: Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sin

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Gepostet: 31.12.2015 - 17:24 Uhr  ·  #2
Pflanzendoktor*in
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Re: Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sin

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Gepostet: 31.12.2015 - 18:31 Uhr  ·  #3
Viele Geophyten kommen aus Südeuropa, manche wurden aber schon vor hunderten Jahren auch in nördlichere Gebiete verschleppt. Tulipa sylvestris könnte man als stellenweise eingebürgert betrachten, den Winterling findet man wohl noch etwas häufiger. Eine invasive Ausbreitung wird man wohl nicht befürchten müssen.

Weitere Kandidaten:
Zweiblättriger Blaustern
Dolden-Milchstern
Märzenbecher
Gelbsterne (Gagea)
Anemone blanda, Anemone nemorosa
Lerchensporn

Gruß, CL
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Re: Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sin

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Gepostet: 31.12.2015 - 18:45 Uhr  ·  #4
Hi
Also der Krokus kommt soweit ich weiß aus Persien/Iran bzw. dem Umfeld, da er da schon lange zur Herstellung von Safran, welches ja aus den Blütenbestandteile des Krokusses gewonnen wird, angebaut wird. Einige Wildpflanzen wie die Vogelmiere blühen sehr Früh (etwa Februar/März), können allerdings nicht so einfach im Gartencenter gekauft werden und sind meisten in jedem Wildgarten vorhanden und breiten sich auch sehr schnell aus. Der Winterling kommt aus Zentraleuropa. Er blüht schon im Januar bis Februar und vermehrt sich auch relativ schnell. Ich weiß allerdings nicht ob es auch natürliche Vorkommen in Deutschland gibt. Mehr fällt mir gerade nicht ein. Viel Glück bei der Suche und ein frohes Neues Jahr mit hoffentlich viel Pflanzerfolg!
Lg Ali
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Re: Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sin

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Gepostet: 01.01.2016 - 18:11 Uhr  ·  #5
Moin,

einheimisch und sehr frühe Bienenweiden sind:
Helleborus foetidus u. H. viridis, Nieswurz-Arten
Corydalis solida u. C. cava, Lerchensporn-Arten
Pulmonaria-Arten z.B. P. officinalis, P. angustifolia, Lungenkraut
Anemone nemorosa u. A. ranunculoides, Busch-Windröschen
Ficaria vulgaris, Scharbockskraut
Hepatica nobilis, Leberblümchen
Anemone pulsatilla (Pulsatilla vulgaris), Kühchenschelle
Viola-Arten z.B. V. riviniana, V. hirta, V. odorata, Veilchen
Cardamine-Arten z.B. C. enneaphyllos, C. pentaphyllos u. C. heptaphyllos, Zahnwurz
Primula elatior, P. veris u. P. vulgaris, Primeln
Lathyrus vernus, Frühlings-Platterbse
Oxalis acetosella, Wald-Sauerklee
Symphytum tuberosum, Knoten-Beinwell
Glechoma hederacea, Gundermann (wer sich traut)
Lamium album u. L. maculatum, Taubnesseln
Tussilago farfara, Huflattich (wer sich traut)
Petasites hybridus (wer sich traut)
Zwiebelpflanzen wurden ja schon genannt:
Gagea spec., Gelbstern
Scilla bifolia, Blaustern
Ornithogalum nutans, boucheanum, umbellatum (wer sich traut) u. orthophyllum
Muscari botryoides, M. racemosum u. M. neglectum sind einheimisch
Leucojum vernum
Narcissus pseudonarcissus, ist aber in Deutschland sehr selten
Crocus albiflorus wäre in den Alpen heimisch, alle anderen Arten sind mediterran-westasiatisch
Iris aphylla, Blattlose Schwertlilie

Das sind die Arten, die mir bei einem schnellen Brainstorming eingefallen sind. Wenn es lokal-einheimisch sein soll, verringert sich die Liste selbstverständlich. Man müsste sich informieren, was in der näheren Umgebung zu finden wäre.
Darunter sind auch einige, die es sicher nicht überall zu kaufen gibt. Auch sind die Herkünfte des Handels nicht unbedingt heimisch z.B. stammen fast alle genannten heimischen Muscari in den Gärtnereien aus der Türkei, wo es diese Arten auch gibt. Ob die Osterglocke noch als reine Naturform gehandelt wird, wage ich auch zu bezweifeln. Es sind doch im Allgemeinen schon alles Kreuzungen.
Es kommt also auch darauf an, wie streng Du bei dem Kriterium "einheimisch" bist.

Eranthis hiemalis ist in Mitteleuropa übrigens nur eingebürgert. Er kommt ursprünglich aus dem Mittelmeer-Raum von Süd-Frankreich bis Bulgarien. Auch wird Safran nur von einem einzigen Krokus, Crocus sativus, gewonnen. Die anderen ca. 90 Arten sind in dieser Hinsicht ungeeignet und "nur" als Zierpflanze und Wühlmausfutter zu gebrauchen.
Pflanzenprofessor*in
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Re: Einheimische Zwiebelpflanzen (Frühblüher) im engeren Sin

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Gepostet: 06.01.2016 - 02:45 Uhr  ·  #6
Vielen Dank für die zahlreichen Vorschläge, und für den Link. Imkerseiten werde ich dieses Jahr auch noch mal durchforsten, das ist vermutlich ertragreicher als die Streuobstwiesenseiten auf denen ich bisher gesucht hatte.

Die Idee mit den Zwiebelpflanzen hatte praktische und finanzielle Gründe. Eine Staude fängt bei 3 Euro an und kann auch schnell 6 oder 8 Euro kosten. Für das Geld kriegt man eine Menge Zwiebeln oder Knollen. Und für eine "Bienenweide" bräuchte man nun schon eine ganze Reihe von Exemplaren.
Von Helleborus foetidus müßten sich allerdings eine handvoll Exemplaren bei uns im Garten ausgesät haben. Da werde ich vielleicht mal räubern und die auf die Streuobstwiese setzen.

"Streng" sehe ich das Kriterium "einheimisch" nur insofern, daß ich nichts auswildern will, was sich nachher auf anderen Flurstücken massenhaft verbreitet und von anderen als invasiv und/oder neophytisch betrachtet wird. Zudem weiß ich nicht, wie streng die diversen Vorschriften und Verordnungen sind. Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich überhaupt irgendeinen Teile dieser Solidago-Wildnis umgraben und durch Frühblüher ersetzen dürfte, weil hier in Baden-Württemberg angeblich jetzt jegliches Umbrechen des Bodens auf Grünland verboten ist.

Beispiele für die Pflanzen, bei denen ich mir einfach unsicher bin, ob ich sie als einheimisch ansehen soll, wären Galanthus woronowii, sowie die hier im Thread bereits erwähnte Anemone blanda. Beide würden "passen", und beide bekäme ich einigermaßen bezahlbar im Baumarkt oder Gartencenter. Beide gelten wohl als in Deutschland bereits verwildert, aber rechtfertigt das die massenhafte Ausbringung auf einer Streuobstwiese?
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