Der Kohl und sein ärgster Feind – die Kohlhernie

 
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Der Kohl und sein ärgster Feind – die Kohlhernie

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Gepostet: 20.08.2012 - 10:55 Uhr  ·  #1


Einst an den Küsten des Mittelmeeres als unscheinbare mehrjährige Pflanze verbreitet, hat der Kohl schon zur Zeit der Römer seinen Siegeszug angetreten. Der Wilde Kohl (botanisch Brassica oleracea) ist die Urform vieler Kohlsorten, die oberflächlich betrachtet gar nicht mit einander verwandt zu sein scheinen. Und doch stammen Grünkohl, Kopfkohl, Kohlrabi, Blumenkohl und Rosenkohl von nur einer Pflanzenart ab. Während nichtkopfbildende Sorten wie Grünkohl bereits in der Antike den Römern und Griechen bekannt waren, wurden andere Sorten erst im Mittelalter und in der Neuzeit gezüchtet. Kopfkohl entstand schon im frühen Mittelalter, Rosenkohl, Blumenkohl, Brokkoli und Kohlrabi erst zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert.

Kohlgewächse im eigenen Garten

Beim Anbau dieser vielfältigen Sorten muss bedacht werden, ob es sich um schnell reifende Pflanzen, wie Kohlrabi, Brokkoli oder Blumenkohl, handelt oder um langsam wachsende Sorten, wie Kopfkohl, Rosenkohl, Wirsing oder Grünkohl, die bis weit in den Winter auf dem Feld bleiben können. Vielen der späten Sorten sagt man nach, dass sie erst richtig schmecken, wenn sie mindestens einmal Frost bekommen haben.
Kohl kann bereits im Februar unter Glas vorgezogen und ab April ins Freiland gesetzt werden. Kohlrabi hat eine kurze Entwicklungszeit und reift schnell. Auch Blumenkohl und Brokkoli können mehrmals zeitlich versetzt gepflanzt werden. Die anderen Kohlsorten brauchen länger bis zur Ernte und belegen ein Beet fast den ganzen Sommer bis in den Winter hinein.
Bei der Planung von Fruchtwechsel und Mischkultur muss man darauf achten, dass Kohl ein Starkzehrer ist und höchstens alle vier Jahre an der selben Stelle angebaut werden darf.

Möglichen Krankheiten vorbeugen

Die Kleine Kohlfliege, den Kohlweißling, die Kohldrehherzmücke und die Kohlmotte kann man leicht mit Hilfe von Gemüseschutznetzen fernhalten.
Eine hartnäckige Krankheit ist jedoch die Kohlhernie (wissenschaftlich Plasmodiophora brassicae), ein Einzeller, der zu bedeutenden Ernteausfällen führen kann. Die Hernie bildet Sporen, die bis zu 20 Jahre in der Erde überdauern können. Treffen sie auf eine Kohlwurzel, dringen sie in die Zellen ein und verursachen mit Hilfe von Pflanzenhormonen eine unkontrollierte Teilung der Wurzelzellen. Dies führt zu knolligen Verdickungen, die später die Wasserzufuhr einschränken und so zu Kümmerwuchs und Absterben der gesamten Pflanze führen können. Die einzige sichere Schutzmaßnahme ist der Anbau auf wechselnden Flächen. Kohl sollte maximal alle vier Jahre, bei Befall nur alle sieben Jahre auf der gleichen Fläche angebaut werden. Wirksame Pflanzenschutzmittel gegen diese Krankheit gibt es nicht.

Empfehlenswerte resistente Sorten

Eine gute Maßnahme zur Eindämmung von Schäden durch Kohlhernie ist der Anbau von resistenten Sorten, die mittlerweile vermehrt auf den Markt gebracht werden.
Empfehlenswerte Sorten sind Kopfkohl ‘Kilaton’ und ‘Kilaxy’, Blumenkohl ‘Clapton’ und Rosenkohl ‘Crispus’. Grünkohl ist weitgehend unempfindlich und bei Kohlrabi sind noch keine resistenten Sorten bekannt.
Das Kohlbeet sollte als vorbeugende Maßnahme immer gut durchlässig sein und der pH-Wert im neutralen bis alkalischen Bereich. Saure und verdichtete Böden erleichtern der Kohlhernie die Verbreitung. Eine gute Präventivmaßnahme ist also auch die regelmäßige Gabe von Kalk und die Auflockerung der Böden durch reichlich Kompost.

Krankheitserreger nicht verbreiten

Abfälle von Kreuzblütlern sollten niemals auf den Kompost, sondern immer in den Hausmüll gegeben oder verbrannt werden. Leider werden aber nicht nur die Kreuzblütler der Art Brassica oleracea von der Hernie befallen, sondern ebenfalls Chinakohl, Rüben, Rettich, Radieschen, Raps, Senf und andere. Deshalb ist auch eine Gründüngung mit Kreuzblütlern im Hausgarten nicht empfehlenswert, sofern Kohl angebaut werden soll. Auch Wildkräuter, wie das Hirtentäschelkraut, können mit der Kohlhernie infiziert werden und sollten regelmäßig gejätet und entsorgt werden.
Eine weitere Infektionsquelle können Erdbeeren sein, die zwar selbst nicht erkranken, der Hernie aber als Wirt dienen können. Eine Mischkultur von Kreuzblütlern und Erdbeeren sollte man also ebenfalls vermeiden.

Eine gute Vorsorge verhindert das Auftreten der Krankheit. Alle Maßnahmen zur Vermeidung sollten beim Anbau von Kohl, auch ohne bereits aufgetretenen Befall, stets eingehalten werden. Tritt die Kohlhernie dennoch auf, kann man sie mit streng eingehaltenen Fruchtwechseln und mit resistenten Sorten unter Kontrolle halten. -ab-



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