Baum des Jahres 2008 ist die Walnuss

 
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Baum des Jahres 2008 ist die Walnuss

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Gepostet: 18.10.2007 - 12:48 Uhr  ·  #1
Der Baum des Jahres 2008 ist die Walnuss

Dr. Silvius Wodarz hat als Vorsitzender des Kuratoriums Baum des Jahres am 18. Oktober 2007 in Berlin die Walnuss zum Baum des Jahres 2008 ausgerufen. In Deutschland war die Walnuss bis vor 100 Jahren wesentlich stärker verbreitet als heute, der Bestand ist jedoch durch Übernutzung und fehlende Nachpflanzung stark zurückgegangen. ?Wir sollten uns mehr um diesen typischen Hausbaum, unseren guten, alten Freund kümmern? forderte Wodarz in Berlin.

Bundespräsident Horst Köhler gratuliert dem Kuratorium Baum des Jahres schriftlich zum 20. Jahresbaum:

?Der Schutz der Umwelt ist eine der wichtigsten Aufgaben, für die wir heute Verantwortung tragen. Die Initiative ´Baum des Jahres` schärft unser Bewusstsein dafür, dass ´Umwelt` nichts Abstraktes ist, sondern schon beim nächsten Straßenbaum beginnt. Nebenbei lernen wir alle etwas mehr über einzelne Baumarten, von denen wir oft bisher nicht viel mehr als den Namen kannten. Das alles finde ich gut, und ich wünsche dem Kuratorium ´Baum des Jahres` für seine verdienstvolle Arbeit weiterhin viel Erfolg.?

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Schirmherrschaft für den 20. ?Baum des Jahres? übernimmt Prof. Dr. Günther Fielmann

Das Kuratorium ´Baum des Jahres` würdigt mit dieser Entscheidung die großen Verdienste und das beispielhafte Engagement von Günther Fielmann im Natur- und Umweltschutz. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Fielmann AG pflanzt für jeden Mitarbeiter jedes Jahr einen Baum, bis heute sind das weit mehr als 800.000 Bäume und Sträucher. Auf 2.000 Hektar Land betreibt Günther Fielmann in Schleswig-Holstein unter dem Namen ?Hof Lütjensee? ökologischen Landbau und artgerechte Tierhaltung.

Die Walnuss hat gleich zwei Dinge von höchster Qualität zu bieten: edelstes Holz und beste Nüsse. Außerdem besitzt der Baum durch seine silbrige Rinde und seinen knorrigen Wuchs einen ganz besonderen Charakter. Dass seine Blätter erst spät im Mai austreiben und früh im Herbst wieder abfallen, ist ein Vorteil für diesen idealen Hausbaum: Im Frühjahr wirft er erst Schatten, wenn man ihn sich wünscht, und im frühen Herbst lässt er die schwächer werdende Sonne wieder durch seine dann blattlose Krone hindurch scheinen.

Stolze Leistungen

Nussbäume entwickeln eine kugelförmige Krone mit 20 und mehr Wipfeltrieben. Das Höhenwachstum kann in der Jugend ein bis zwei Meter pro Jahr erreichen. Im Gegensatz zur silbrigen Rinde sind die jungen Triebe dunkel rotbraun, und die alte schuppige Borke dunkelt nach. So entsteht ein markanter Farbkontrast in der Krone. Die maximale Höhe beträgt 20 Meter im Freistand, im Bestand 25-30 Meter. Die Walnuss wird höchstens 150 Jahre alt. Der vermutlich dickste Walnussbaum Deutschlands steht in der Nähe von Köln und hat einen Stammumfang von 308 Zentimeter.
Die männlichen Blütenkätzchen öffnen sich im April/Mai, die ebenfalls recht unscheinbaren weiblichen Blüten erscheinen erst beim Austreiben mit den Blättern an den neuen Jahrestrieben. Die Bestäubung besorgt der Wind, daher kann der Nussbaum auf bunte Blüten oder Nektardrüsen zum Anlocken von Insekten verzichten.
Kurz vor der Reife der Früchte ist noch eine dickfleischige grüne Schale vorhanden, die im September oder Oktober aufplatzt und die Nuss freigibt. Eichhörnchen, Mäuse, Krähen und andere Tiere legen sich Vorräte von Walnüssen an. Aus den Walnüssen, die sie nicht wieder finden, wachsen neue Nussbäume heran.
Ursprünglich waren die Nüsse ziemlich klein, nur zwei Zentimeter groß. Nussbäume wurden aber ? wie die Obstsorten ? von unseren Vorfahren schon seit langem auf größere Früchte gezüchtet, so dass wir uns heute an fünf Zentimeter große Nüsse gewöhnt haben. Ein Nussbaum kann bis zu 150 kg Nüsse in einem Jahr produzieren.

Die ursprüngliche Heimat des Nussbaumes liegt auf der Balkanhalbinsel und in Asien von der Türkei bis zum Himalaja. Vor und zwischen den Eiszeiten war die Walnuss auch in Mitteleuropa heimisch. Schon in der Jungsteinzeit wussten die Menschen vom Wert des Nussbaumes. Zur Zeit der Antike brachte man ihn nach Süd- und Mitteleuropa. Kaiserin Maria Theresa förderte den Anbau im 18. Jahrhundert: "An jedem Hof soll ein Nussbaum stehen." Angebaut wird er heute auf der gesamten Nordhalbkugel in der gemäßigten Zone, auch in Nordamerika (Kalifornien) und in China.
Das schwere Holz weist einen breiten graubraunen bis tief schwarzbraunen Farbkern auf, der auch wolkige Strukturen zeigen kann. Es ist eines der wertvollsten Hölzer und auch das Holz der Künstler. Es wird für Furniere, Möbel, Innenausstattungen und kleine Gebrauchsgegenstände verwendet. Ferner werden daraus Uhrengehäuse, Musikinstrumente, Parkett, Schachfiguren und Drechslerwaren hergestellt. Auch für viele Biedermeiermöbel ist Nussbaumholz charakteristisch. Es eignet sich als Ersatz für Tropenhölzer. Seine Bedeutung wird weiter zunehmen, denn die Tropenholzbestände sind inzwischen weltweit bedroht.

Noch wichtiger als das Holz sind allerdings die Nüsse. Walnüsse fehlen auf keinem Weihnachtsteller. Nusserwerbsanbau wird seit rund 2.000 Jahren betrieben und erbrachte im Jahr 2005 etwa 1,5 Millionen Tonnen Ertrag! Walnüsse sind wegen ihrer Nähr- und Inhaltsstoffe einmalig: Sie enthalten etwa 60 Prozent Fett, 20 Prozent Eiweiß, viel Vitamin B1 und C, Spuren von Vitamin B2, A und E sowie reichlich Mineralstoffe (u.a. Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium, Phosphor). Eines der hochwertigsten Öle wird daraus hergestellt.
Medizinisch gelten die Inhaltsstoffe des Nussbaumes als blutreinigend, nervenstärkend, schweißregulierend, Leistung steigernd und Konzentration fördernd. In der Bachblüten-Therapie gilt die Walnuss-Essenz als gut für Menschen, die neue Wege einschlagen und die Vergangenheit hinter sich lassen wollen.

Mehr zum ?Baum des Jahres? unter www.baum-des-jahres.de
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Walnüsse, die Früchte des Baumes des Jahres 2008, sind nicht nur sehr lecker, sondern auch wegen ihrer Nähr- und Inhaltsstoffe einmalig.
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Der Sieger steht fest: Die Walnuss ist vom Kuratorium Baum des Jahres am 18. Oktober 2007 in Berlin zum Baum des Jahres 2008 gekürt worden.
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Re: Baum des Jahres 2008 ist die Walnuss

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Gepostet: 18.10.2007 - 13:35 Uhr  ·  #2
Klasse, dann habe ich gerade den Baum des Jahres in Anzucht!!!
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Re: Baum des Jahres 2008 ist die Walnuss

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Gepostet: 18.10.2007 - 16:40 Uhr  ·  #3
Klasse,die Ernte mag ich auch am liebsten,Gruß Bonny
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Re: Baum des Jahres 2008 ist die Walnuss

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Gepostet: 05.03.2008 - 09:01 Uhr  ·  #4
Baum des Jahres 2008 – eine geschichtliche Betrachtung der Walnuss
Eine gallische Nuss aus dem Balkan


Die Walnuss stammt ursprünglich aus dem Balkan und dem Gebiet des heutigen Kaukasus, Armenien und Nordiran. Doch schon zu Beginn der Sesshaftwerdung des Menschen in Europa, in der Jungsteinzeit, war sie nach archäologischen Untersuchungen hoch begehrt – nicht wegen ihres Holzes, sondern wegen der Früchte. Walnüsse sind leicht und nährstoffreich, haltbar und bestens verpackt: der ideale Reiseproviant also. Man baute den Nussbaum in den Siedlungen an und hat vermutlich schon damals eine Art züchterische Auslese betrieben, indem die größten Früchte gepflanzt wurden. Somit entwickelten sich im Laufe der Jahrtausende aus der Wildform mit nur zwei Zentimeter kleinen, dreieckigen Früchten die uns heute bekannten Sorten mit etwa fünf Zentimeter großen Nüssen.
Spätestens die Römer brachten die Walnuss dann aus ihrem östlichen Einflussbereich bis nach Gallien. Hier wuchsen schließlich die besten Früchte – bis heute sind diejenigen aus dem Bereich Grenoble und aus der Dordogne die begehrtesten Walnuss-Herkünfte in Europa. Aus der „Nux gallica“, wie die alten Römer sie nannten, der „Nuss aus Gallien“, wurde, übertragen ins Mittelhochdeutsche, die „Wälisch Nuz“. Welsch, wälisch, walhisch stand für alles Fremde aus dem romanischen Raum – der Name Walnuss war geboren.

Klostergärten und Kräuterbüchlein

Nicht nur die Früchte machten im Laufe der Jahrtausende die Walnuss zu einer bedeutenden Nutzpflanze. Im ausgehenden Mittelalter wurden die getrockneten grünen Fruchtschalen der Walnuss zerstampft; sie dienten als Ersatz für den teuren Pfeffer. Hieronymus Bock schreibt dazu in seinem Kräuterbuch von 1539: „... und so man ein wenig gedörrter salbei dazu nimpt schmeckts nit übel“. Hildegard von Bingen verwendete um 1150 Nussbaumblätter „gegen Eingeweidewürmer“, 200 Jahre später empfahl Konrad von Megenberg Nüsse als Heilmittel bei Pilzvergiftungen, wiederum 200 Jahre später heißt es in Mattiolis Kräuterbuch, der Wurzelsaft sei ein starkes Abführmittel. Einen Sud aus den Walnuss-Blättern hat die Volksmedizin bei verschiedenen Leiden genutzt: Baden darin hilft bei Hauterkrankungen wie juckenden Ausschlägen, Schuppenflechte, Akne, auch bei Allergien oder schlecht heilenden Wunden. Sogar bei Schweißfüßen ist dieser Sud hilfreich. Dem Walnussblätter-Tee hingegen sagt man eine blutreinigende Wirkung nach; auch soll er bei Durchfall und Magen-Darm-Erkrankungen helfen.

Bewährte Nutzpflanze

Das Holz der Walnuss ist für verschiedenste Verwendungen in der Möbelindustrie begehrt. In der Kunst wird es für feine Intarsienarbeiten genutzt und Schlagzeuger schätzen Walnussholz als hervorragendes Material für die Trommelkessel. Die Früchte werden in Walnussbrot, Gebäck, aber auch zu Walnussöl für die Küche und kosmetischen Einsatz verarbeitet. Normalerweise trägt ein Walnussbaum erst nach 15-20 Jahren Früchte. Heute gibt es auch kleinere Walnusssorten, deren Kronen nur ca. vier bis sechs Meter breit werden und die oft schon im zweiten Standjahr Früchte bringen.
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