Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

 
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Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 19:30 Uhr  ·  #1
Hallo liebe Greenies!

Je mehr ich mich mit Pflanzen aif der Fensterbank beschäftigt habe, desto mehr haben auch heimische Pflanzen angefangen mich zu interessieren.
Im nächsten Frühjahr werde ich seit langem wieder ausgedehnte Waldspaziergänge machen und mich über die hier wachsenden Pflanzen informieren, aber eins weiß ich sicher: Einiges wovon man hört gibt es fast gar nicht mehr.
Waldmeister habe ich noch nie in meinem Leben in Natura gesehen und nur selten wilde Erdbeeren und Äpfel. Schlehen lenne ich nur aus Erzählungen. Und wilde Kirschen? Gibt es so etwas überhaupt?
Bei den Nutzpflanzen dachte ich, vielleicht sterben sie aus, weil sie "überentet" wurden, aber stimmt das überhaupt? Und es werden doch sicher auch "normale", also keine Nutzpflanzen weniger oder?

Ich würde mich freuen, wenn mir dazu jemand auskunft geben könnten und mir vielleicht sogar noch sagen, ob es (eventuell nach Absprache mit dem Förster) erlaubt seine könnte solche Pflanzen wieder anzusiedeln, oder es zumindest versuchen.

Danke
Pflanzenprofessor*in
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:11 Uhr  ·  #2
Moin,

das unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt nicht mehr das ist, was sie vor ein paar hundert Jahren noch war, ist sicher, aber die von Dir genannten Pflanzen, bis auf den Holz-Apfel, sind eigentlich in den Wäldern noch ziemlich häufig zu finden. Die Vogel-Kirschen sind eher unauffällige Beibäume, aber doch recht häufig. Schlehen nicht, das sind eher Sträucher warmer Waldränder und offengelassener Wiesen bzw. Wildhecken aber nicht unbedingt selten. Sicher ist auch der Landstrich, in dem man wohnt ausschlaggebend, welche Pflanze man findet. Ich denke, wenn Du einen Ausflug ins Sauerland machst, wirst Du sehr viel sehen, vor allem von März bis Mai, danach wird es in den Wäldern eher "langweilig".
Eine Ansiedlung der genannten Pflanzen ist nicht nötig und auch problematisch. Viele wirklich seltene Waldpflanzen sind anspruchsvoller an ihren Standort und die kleinklimatischen Bedingungen und lassen sich sehr schwer ansiedeln (z.B. viele Orchideen). Deren Erhalt ist von der Biotop-Pflege und der Nutzung abhängig. Ein ansiedeln sollte immer mit den Botanikern der örtlichen Naturschutzbehörde abgesprochen und koordiniert werden, da sehr viele Dinge beachtet werden müssen (z.B. Grund des Aussterbens, gibt es autochtones, also ortsnahes, Pflanzmaterial, Zeitpunkt). Deshalb nicht einfach den Waldmeister aus dem Garten auspflanzen, das ist kontraproduktiv und eventuell ökologisch gefährlich. Für viele seltene Pflanzen und Standorte existieren teilweise auch schon durchdachte Pflege-Konzepte.
Genieße die Natur, halt die Augen auf und fotografiere viel, eventuell schließ Dich einer örtlichen Naturschutz-Gruppe an, da bekommst Du noch mehr Infos.

Ciao
Stefan
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:15 Uhr  ·  #3
Wir haben in der Nähe hauptsächlich nur Nutzholzwälder - häßliche Nadelbäume und darunter nur toter Boden.
Viele Wälder leiden wohl auch unter viel zu dichtem Wildbestand - Rehe fressen alles ab, und wo mal eine Wildschweinhorde drübergelatscht ist, wächst nicht mehr viel.

Walderdbeeren werden angeblich schon mancherorts durch verwilderte Exemplare der indischen Scheinerdbeere verdrängt - bewiesen ist das aber nicht, es könnte auch sein, daß sie co-existieren.

Das mit dem Wiederansiedeln würde ich den Profis überlassen (gab hier auch irgendwo mal einen Thread zu dem Thema ) - die wissen, was sie tun.
Man muß wissen, welche pflanzen wo heimisch sind, und man muß sich bei dem, was man hat, sicher sein können, daß es eine genetisch reine Wildpflanze ist - so was können Leute wie Du und ich gar nicht leisten. Außerdem besteht noch die Gefahr, daß man mit "Privataktionen" Schädlinge, Pilze oder Viren eischleppt, die dann den Rest des ursprünglichen Wildbestandes einer gefährdeten Pflanze auch noch dahinraffen.


Weil Du aber "Nutzpflanzen" erwähnt hast:
etwas anderes ist es, wenn Du einen eigenen Garten hast, und dort selten gewordene Bauerngartenstauden oder historische Beeren anpflanzen willst - oder z. B. alte Apfelsorten, die nicht mehr "in" sind. Viele von diesen drohen nämlich auch, verlorenzugehen.
Es gibt zu dem Thema viele Internetseiten, Baumschulen und online-Shops
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:17 Uhr  ·  #4
Wow, vielen Dank für diese ausführliche Antwort!
Jetzt weiß ich auf jeden Fall besser Bescheid und das mit dem Ausflug ins Sauerland werde ich mir sicherlich überlegen! Und aufmersamer durch die Wälder laufen auch
Und einer Nauturschutzorganisation werde ich mich auch anschließen


Die zweite Antwort habe ich jetzt erst gesehen.
Also, das mit den Nadelwädern regt mich immer wieder auf! Nur weil die schneller wachsen... Es ist zum heulen! Da können ja auch keine Tiere mehr leben
Jetzt muss ich mal kurz etzwas WErbung machen: Zu Weihnachten habe ich den 5. Teil der Serie "Die ERde von oben" geschenkt bekommen und der ist wirklich toll! Da wird unter anderem auch berichtet, dass es über - ich glaube es waren 800?!? - verschieden Auberginearten gitb und auch viele Tomatenarten, die es im Supermarkt gar nicht zu kaufen gibt.
Wenn ich später mal einen eigenen Garten habe, dann auf jeden Fall mit so seltenen Obst- und Gemüsesorten!
Pflanzenkönig*in
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:37 Uhr  ·  #5
da freut es mich doch gleich noch mehr, im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald zu wohnen ... hier hats noch Mischwälder ... der Nadelbaum, der hier am meisten vorkommt, ist die seltene Hakenkiefer ( http://www.markuswelz.de/pflan…o/art.html ). Außerdem hats hier ausgedehnte Preiselbeer-, Blaubeer"felder". Und das Erika wächst hier überall. Im Frühling hatte ich Buschwindröschen gesichtet und Leberblümchen etc. pp. ... Eigentlich alles, was sonst überall moniert wird, daß es verschwunden ist. Sogar das Kleine Waldvöglein hab ich auf den Spaziergängen mit meinen Hunden ausgemacht ... und noch mehr heimische Orchideen ...
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:41 Uhr  ·  #6
Preiselbeeren wachsen hier? Wusste ich gar nicht Aber man lernt immer dazu! Ich glaube diesen Park nehem ich mir dann im Frühjahr auch mal vor! Und wilde Orchideen?!?!! Unglaublich! Ich dachte, dazu müsste ich in irgendwelche Gärtnerrigärten fahren, also um diese "wilden" (dann sind sie nicht mehr so ganz wild...) zu sehen. Oh, wann kommt endlich der Frühling
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:43 Uhr  ·  #7
Racker ... Das "HIER" bei mir ist Nordbayern ... nicht die Pfalz, sondern die Oberpfalz
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 20:52 Uhr  ·  #8
Ok, dann geht mein Ausflug nach Nordbayern und ich ändere mein "hier" in "in Deutschland" um
Azubi
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 21:36 Uhr  ·  #9
Hatte vor 1,5 Jahren ein einwöchiges Praktikum beim Förster.Des war echt interressant...
Also bei uns (Ries,Nordschwaben) wachsen Blaubeeren und so was wie Ebereschen(z.B.) wie Unkraut und auch wilde Erdbeeren gibt es bei uns im Wald im Überfluss...leider kann man sie nicht essen wegen Bandwurm...Ich weiß aber noch dass unser Stadtförster sich immer tierisch über die mit Fichten und Kiefern aufgeforsteten Flächen aufgeregt hat weil die mer Probleme mit sich brachten als Vorteile oder Geld...So war ich die Woche eig hauptsächlich damit beschäftigt kilometerweit ,fernab von Waldwegen, rum zu latschen und vom Borkenkäfer befallene Fichten zu suchen und zu markieren genauso ist unser Gebiet total ungeeignet für Fichten da der Waldboden viel zu trocken ist...Lange Rede kurzer Sinn: es ist Schade dass unsre natürlichen Wälder (bei uns Eichen-,Buchen Wälder, vereinzelt auch Edellaubhölzer wie Kirschen) so gedankenlos abgeholzt wurden nur um ans schnelle Geld zu kommen....Zum Glück werden bei uns Windwurf Flächen nur mit Buchen und Eichen aufgeforstet weil sie resistenter gegen Schädlinge sind und die Fichten die bei uns nachwachsen sind nur welche die sich natürlich ausgesät haben so dass es nicht wieder Überhand mit dene bei uns nimmt...Natürlcih haben wir auch noch Buchen Wald Gebiete wo man gleich mal nen Unterschied feststellen konnte so sieht man mehr Vögel und auch wenn wir ein Reh erschreckt hatten war es in dene Gebieten...und Eichen stehn bei uns auch noch Riesen Dinger rum...
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 28.12.2009 - 21:59 Uhr  ·  #10
Das beste Beispiel für "Laßt-die-Natur-sich-selbst-überlassen" ist der Nationalpark Bayrischer Wald ... da bleiben sogar Baumriesen, die der Sturm umgenietet hat, liegen, um als Nahrung für Insekten und Pilze zu dienen. Hin und wieder sieht man sogar einen jungen Baum, der den Alten als Keimplatz auserkoren hat. Und komischerweise, obwohl - oder sollte ich besser sagen: gerade weil - die kaputten Bäume nicht entsorgt werden, hats im Nationalpark wesentlich weniger Probleme mit Borkenkäfern als in den Fichtenmonokulturen ringsum. Da ist einfach die Natur noch intakt. Der Mensch greift nicht ein und es gibt genug Spechte, die sich um die Larven baumschädigender Insekten kümmern können. Wo es nur eine Sorte gibt (sei es Bäume oder Getreide) können Nützlinge gar nimmer aktiv werden, um Schädlinge zu bekämpfen.

Bestes Beispiel für menschliches Versagen sind die Flurbereinigungen der 70er Jahre. Um mehr Anbauflächen für Getreide zu erhalten und größere zusammenhängende Felder zu erzielen, wurden einfach die Gehölzhecken gerodet (u.a. waren das die oben als fehlend bemängelnden Schlehen, Weißdorn, Vogelbeer und sonstige Sträucher). Und was auf der Strecke blieb, waren die "Nischenbewohner" unter den Insekten, Pflanzen und Kleintieren
Druidin
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 29.12.2009 - 11:15 Uhr  ·  #11
@Racker

Du wohnst bei Köln? Ich weiss jetzt nicht, ob rechts- oder linksrheinisch, aber die Wahner Heide dürfte dir bekannt sein? Das Naturschutzgebiet um den Flughafen herum? Du brauchst nicht in die Pfalz oder ins Sauerland (obwohl es dort sicher auch sehr schön ist ), hier findest du alles, was zu suchst und noch viel mehr...

http://www.wahner-heide.com/home/%D6KOLOGIE/
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 29.12.2009 - 13:12 Uhr  ·  #12
Nein Roadrunner, die kannte ich nicht, aber vielen Dank für den Link, ich werde gleich mal stöbern! Was man hier alles so findet... Gut das ich mich angemeldet habe!!!
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 29.12.2009 - 16:46 Uhr  ·  #13
das mit den walderdbeeren ist tatsächlich so...bei meinen eltern im garten wuchsen früher als wir kinder waren, ganz viele walderdbeeren. heute wachsen an denselben stellen nur noch die, die nach nix mehr schmecken und wo die kerne abgehen, ich glaub, die heißen knackerdbeeren, vielleicht auch scheinerdebeeren. jedenfall nicht mehr lecker. einfach ersetzt worden, die wilden erdbeeren, aber ohne menschliches zutun...
und waldmeister wuchs dort immer wild unter der buchenhecke. meine eltern wohnen auf ehemaligem waldboden, der waldmeister wächst dort auch immer noch, aber total ohne aroma. meine mutter sagt, daß sie als kind dort früher waldmeister geerntet hat. das ist wirklich merkwürdig.
Druidin
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 29.12.2009 - 17:31 Uhr  ·  #14
Beim Waldmeister liegt es sicher daran, das der sein Aroma erst entfaltet, wenn er welk ist. Die frische Pflanze riecht nicht...
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Re: Ausgestorbene/-sterbende Pflanzen/Tiere in heim. Wäldern

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Gepostet: 29.12.2009 - 18:04 Uhr  ·  #15
Ich denke wirklich, es kommt auf die Region an, in der man lebt.
Ich wohne im südöstlichen Schleswig-Holstein und kann nur sagen, dass man hier eigentlich viele verschiedene Arten von Gehölzen am Wegesrand findet. Wohl nicht zuletzt wegen der vielen Knicks http://de.wikipedia.org/wiki/Wallhecke , in denen sich eine vielfältige Flora und Fauna herumtreibt.

LG
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