Alnus incana - Grau-Erle

 
Obergärtner*in
Avatar
Herkunft: Nähe Münchens
Beiträge: 825
Dabei seit: 03 / 2013

Blüten: 9866
Betreff:

Alnus incana - Grau-Erle

 · 
Gepostet: 26.02.2014 - 09:35 Uhr  ·  #1
Alnus incana - Grau-Erle

Andere Namen: Weiß-Erle

Familie: Betulaceae (Birkengewächse)

Gattung: Alnus (Erlen)

Herkunft, Verbreitung:
Außer in Westeuropa ist sie fast überall vertreten. Sie ist sogar noch im Kaukasus zu finden. Ihre Unterarten wachsen auch in Asien und Nordamerika. Häufig kommt sie in Östereich und Süddeutschland vor. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Grau-Erle ist Nord-, Mittel- und Osteuropa. Südlich der Alpen ist sie jedoch nur in Gebirgslagen zu finden. Nach Osten hin erreicht sie den Kaukasus. Meist ist sie in höheren Lagen über 400 m zu finden. Im Tessin und Apennin steigt sie auf bis zu 18oo Meter.

Habitus:
Die Grau-Erle ist ein sommergrüner Laubbaum der Wuchshöhen bis 20 m erreichen kann. Normal sind jedoch 10 - 25 Meter. Ihr Brusthöhendurchmesser (BHD) beträgt maximal 30-40 Zentimeter. Sie hat eine dichtverzweigte Krone, man findet sie auch oft mehrstämmig vor, oder als Strauch. Dies ist meist auf mageren Standorten der Fall. Anfangs ist die Grau-Erle ziemlich wuchsfreudig, mehr als 50 Zentimeter im Jahr können es sein. Nach 5 Jahren können sie 4 - 5 Meter hoch sein. Nach 10 Jahren verliert sie dann wieder an Wuchsleistung.

Alter: Ihr Höchstalter beträgt nur 40-60 Jahre.

Zweige:
Jüngere Zweige sind an den Spitzen behaart und graugrün bis rötlich braun gefärbt.

Rinde, Borke:
Die Grau-Erle bildet keine Borke (Peridermbaum). Ihre Rinde ist hellbraun und glatt. Selbst in zunehmenden Alter reisst sie kaum auf.

Blätter:
Im Spätherbst werden die Blätter der Grau-Erle in noch grünem Zustand abgeworfen. Die Oberseite der Blätter ist von einem dunklen Grün, die Unterseite eher graugrün und in jungem Zustand behaart. Sie sind ca. 5-10 cm lang und etwa 4-7 Zentimeter breit. Die Laubblätter stehen wechselständig an den Zweigen. Man kann die Grau-Erle von der Grün-Erle gut durch ihre an der Blattunterseite graugrünen Blätter unterscheiden. Grau-Erlen besitzen auch kleinere Zapfen.

Wurzeln:
Die Grau-Erle ist ein Herzwurzler, sie dringt bis 1 Meter tiefer ins Erdreich ein. Die Seitenwurzeln werden bis 3 Meter lang.

Blüte, Frucht, Fruchtbildung:
Alle Erlen sind einhäusig eingeschlechtig. Ihre Blütenstände sind kätzchenförmig. Die Blütezeit beginnt im Februar/März. Das ist 3 Wochen bevor die Schwarz-Erle blüht und daher kommen kaum Artbastarde zum Vorschein. Die Samen entstehen etwa 2 Monate nach der Bestäubung. Er reift meist bis Ende September aus. Samentragende Zapfen sind 12-15 mm lang und von rötlich-brauner Färbung. Der Durchmesser der kleinen Zäpfchen ist etwa 10 mm. In der Natur verjüngt sich die Grau-Erle durch Samen und Stockausschläge. Der Samen entfällt in den Wintermonaten. Im hohen Norden keimt dieser aber kaum noch.

Standortansprüche:
Sie mag feuchte Standorte. Schlecht durchlüftete Böden meidet sie. Sie ist frostbeständig und ihr machen höhere Sommertemperaturen wenig aus. Sauere Böden behagen ihr weniger. Sie wirkt bodenverbessernd und wird daher gerne auf Kiesgrubenauffüllungen angepflanzt. Sie festigt dort das Erdreich und reichert es mit Stickstoffverbindungen an. Die Grau-Erle bildet mit einer Anzahl von Pilzarten eine Wurzelsymbiose. Sie bildet z.B. Wurzelknollen in denen der Stickstoff aus der Luft gebunden wird und daher von ihr verwertet werden kann.

Krankheiten, Schädlinge:
Seit dem Ende des 20 Jahrhunderts kennt man einen Pilz namens "Phytophthora alni". der das Erlensterben verursacht. Betroffen sind neben der Grau-Erle auch die Schwarz-, Grün- und die herzblättrige Erle. Dieser verursacht Wurzelfäule bei diesen Baumarten. Sie können dadurch nach Monaten, manchmal auch erst nach Jahren absterben. Zuerst entdeckte man die Krankheit in England (1993), dann (1995) wurde sie auch in Deutschland nachgewiesen. Inzwischen breitete sich der Pilz in großen Teilen Europas aus und dezimiert die Erlen. Man erkennt einen Befall der Bäume an einer lichten, abnehmenden Belaubung, an hellen und sehr kleinen Blättern und an abgestorbenen Ästen und Zweigen. Die Bäume infizieren sich durch Wunden am Stammfuß. Dieser Pilzerreger entstand nachweislich durch die Hybridisierung der Erlenarten.

Weitere Krankheiten entstehen durch Schlauchpilzarten. Die Folge davon sind Hexenbesen, die in größerer Anzahl den Baum schwächen und dann Äste, oder auch ganze Bäume absterben lassen. Vorzeitiges abfallen der Blätter weisst auf einen Befall der Pilze hin. Es gibt jedoch weitere Pilzkrankheiten die den Bäumen zusetzen.

Unter den Schadinsekten ist es der Erlenrüssler aus der Familie der Rüsselkäfer der gefährlichste. Seine Larven fressen bis 10 cm lange Gänge in das Holz. Junge Käfer fressen frische Triebe, die dann welken. Hinzu kommt noch der blaue Erlenblattkäfer, der in einer Wuchsperiode ganze Bäume kahlfressen kann. Nach Schäden durch Schneedruck tritt gerne der Buchenprachtkäfer auf, der sich ebenso an den Blättern der Erlen schadlos hält.

Holz, Verwendung:
Erlenholz ist weich und von gleichmäßiger Struktur. Das ungerade und nicht sehr starke Wachstum der Grau-Erle ist Grund für eine eher geringe Nutzung. Lediglich in Skandinavien befinden sich Bestände, die auch forstwirtschaftlich von Nutzen sind.

Es ist im Freien wenig dauerhaft und ähnelt Lindenholz, welches fast die gleichen Eigenschaften hat. Man kann es z.B. als Brennholz nutzen. Unter Wasser jedoch ist seine Haltbarkeit fast ebenso gut wie das der Eiche. Ansonsten ist es gut zu bearbeiten, splittert jedoch gern beim nageln. Farben und Polituren nimmt es gut auf. Zur Möbelherstellung kann man es gut verwenden. Für den Innenausbau ist es durchaus geeignet.

Allgemeine Anzuchtsanleitung:
Baumsamen, zumindest solcher von Arten der gemäßigten Breiten, tragen keimhemmende Stoffe in sich, die es abzubauen gilt. Dieses Abbauen wird stratifizieren genannt. Der Samen kommt dabei für eine bestimmte Zeit (von Baumart zu Baumart verschieden) bei einer Temperatur von 2-4 Grad in den Kühlschrank. Hinterher sollte man den Samen bei Zimmertemperatur im Wasserbad für 24 Stunden vorquellen lassen. Der Same bedarf zur Keimung eines bestimmten Wassergehalts.

Dann wird der Same in Kokosfaser oder in Anzuchtserde ausgesät und je nach Baumart mehr oder weniger mit Erde bedeckt. Hier kann eine Faustregel angewendet werden. Ein 5 mm großer Same kommt 5 mm unter die Erde. Es gibt auch hier Ausnahmen, wenn auch nicht viele.

Das Erdreich des Anzuchtgefäßes muss nach der Aussaat immer feucht gehalten werden, nass sollte es aber nicht sein, sonst tritt Schimmel auf.

Für Erlen:
Die Samenreife der Erlen beginnt im Oktober/November. Man sollte ihn bei trockenem Wetter im November sammeln. Man sammelt die Zäpfchen lieber im Wald, denn das Saatgut in botanischen Gärten ist selten rein. Es ist überhaupt sehr schwierig an artenreinen Samen zu kommen. Nach dem Sammeln das Saatgut 3-4 Wochen trocken lagern, der Samen muss eventuell nachreifen. Vor der Aussaat ihn 10-14 Tage wässern. Guter Zeitpunkt für die Aussaat des Saatguts ist der Februar. An diesem Tag sollte kein starker Frost herrschen. Den Samen nur leicht mit Erde bedecken. Keimdauer ist ungefähr 3-4 Wochen.

Quellen: Stichpunkte von wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Grau-Erle
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Pflanzenlexikon & Steckbriefe

Worum geht es hier?
Das Pflanzenlexikon - Steckbrief, Portrait und Pflegehinweise...
In unserem Lexikon der Pflanzen sind die Pflanzenarten alphabetisch sortiert. Es werden alle Pflanzengattungen wie Gartenpflanzen, Zimmerpflanzen und exotische Pflanzen aufgeführt. Zu fast jeder Pflanze gibt es Angaben zum schneiden (Rückschnitt und Erziehungsschnitt) , wässern (wie viel Wasser und wie oft), düngen (welcher Dünger und wann muss gedüngt werden), Standort (sonniger, halbschattig oder im Schatten, Licht und Ansprüche), Erde (welcher Boden oder welches Substrat), Krankheiten (bekannte Schädlinge und Erkrankungen, Mittel wie Insektizide und Fungizide sowie Maßnahmen zur Bekämpfung).

Aus unserem Shop

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.